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Viele Facetten

Messe informierte über fairen Handel: Lebensmittel und Dienstleistungen.

Die Klassiker sind immer noch ganz vorne mit dabei: Kaffee, Tee, Schokolade und Kleidung, die ohne Ausbeutung von Mensch und Natur hergestellt wurden. Aber auch andere Produkte und Dienstleistungen erobern den Markt: Nachhaltiges Wirtschaften liegt im Trend. Denn viele wollen ohne schlechtes Gewissen konsumieren. Die Messe „Fair Handeln“ in Stuttgart gilt als älteste Fachmesse und als wichtigstes Treffen der Branche in Deutschland. Im Zentrum stehen fair hergestellte Lebensmittel, nachhaltiger Tourismus und verantwortliche Unternehmensführung.

Aber was heißt fair und nachhaltig? Die vertretenen Organisationen verpflichten sich auf Fair-Trade-Regeln. Darüber hinaus machen viele ihren Angestellten und Kooperationspartnern weitere Angebote, investieren in Bildungsprojekte in Schwellenländern, leisten Hilfe zur Selbsthilfe und produzieren ressourcensparend. Die Organisation Globo etwa finanziert den Mitarbeiterinnen in Nepal eine Unfallversicherung, Schulstipendien für Kinder, medizinische Versorgung und ein zusätzliches Gehalt vor Feiertagen, ähnlich dem Weihnachtsgeld in Deutschland.
Auch die Kirchen waren auf der Messe mit vielen Initiativen vertreten. Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt klärte über den ökologischen Fußabdruck des eigenen Lebensstils auf. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart setzte einen Schwerpunkt zu Ressourcen- und Klimagerechtigkeit. Das Unternehmen Weltpartner warb auf der Messe mit einer Alternative zur Plastiktüte für Obst und Gemüse. Die Säckchen sind waschbar und bestehen komplett aus kompostierbarem Biomaterial.

Fair gehandelte Produkte sind teurer als andere. 7 Euro für 250 Gramm Cashewkerne, 15 Euro für eine Smartphonehülle oder 3 Euro für eine Tafel Schokolade. Konsum ohne schlechtes Gewissen kostet.
Andererseits ist Nachhaltigkeit nicht nur für Weltverbesserer gut, sondern kann sich auch wirtschaftlich rechnen: Banken, Versicherer und Unternehmen haben das Thema ebenfalls entdeckt. „Bei Geldanlagen denken die wenigsten an Nachhaltigkeit“, sagte Thorsten Beckmann vom Versicherer im Raum der Kirchen. Geld lege das Unternehmen nach eigenem Bekunden nur in Ländern an, in denen etwa die Menschenrechte respektiert, Kinder nicht ausgebeutet und nicht mit Lebensmitteln spekuliert werde. Diese Praxis komme bei den Kunden gut an.

Ein Publikumsmagnet auf dem Messegelände waren die Kühe in drei improvisierten Ställen. Mit lebenden Tieren wollten Vertreter von Slow Food Deutschland die Aufmerksamkeit der Besucher gewinnen. Auch hier gehe es um Nachhaltigkeit. Denn das original Allgäuer Braunvieh sei inzwischen vom Aussterben bedroht und von „Hochleistungskühen verdrängt“ worden, erklärt Rupert Ebner, der Schatzmeister der Organisation.