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Versöhnliche Etappe nach Juwelendiebstahl

Es ist eine der wenigen guten Nachrichten in der Geschichte des
größten musealen Kunstraubs in Deutschland seit 1945: Die Dresdner Juwelen sind zurück. Von Mittwoch an sind sie wieder am angestammten Platz im Historischen Grünen Gewölbe zu sehen, allerdings nicht vollständig. Drei der 21 Stücke, die am 25. November 2019 binnen weniger Minuten aus dem Residenzschloss gestohlenen wurden, fehlen nach wie vor.

Die Generaldirektorin der Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD), Marion Ackermann, spricht dennoch von „einem besonders schönen Moment“. Es sei „ein großes Glück“, dass der Schmuck überhaupt wieder in Dresden ist. Schließlich würde den Statistiken zufolge nur ein geringer Teil von Kunstdiebstählen überhaupt aufgeklärt.

In der neuen Vitrine im Juwelenzimmer, das 2019 beim Einbruch in das Grüne Gewölbe Ziel der Täter wurde, funkelt und glänzt es wieder wie zuvor. Spuren von Beschädigungen an dem Schmuck sind kaum zu sehen.

Das ist dem Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der SKD, Marius Winzeler, und seinem Team wichtig: „Man sieht auf den ersten Blick nichts, was kaputt ist.“ Vielmehr liegen königlicher Haarschmuck, Hutschmuck und Orden sowie Schuhschnallen und Knöpfe wieder ordentlich aufgereiht nebeneinander. Vom diamantbesetzten Degen fehlt die Klinge, aber der prunkvolle Griff soll wieder aus Teilen zusammengesetzt werden.

Das Historische Grüne Gewölbe sei nun wieder in seiner Gesamtheit zu erleben, sagt Ackermann, der Ensemblecharakter sei das Besondere. Die Direktorin betont erneut den kulturhistorischen Wert der Garnituren, der höher sei als der Materialwert. Die Stücke wurden von sächsischen Juwelieren im 18. Jahrhundert gefertigt. „Dieses barocke Schmuckensemble ist wirklich weltweit das Bedeutendste“, sagt Ackermann.

Im Mai 2023 hat das Landgericht Dresden wegen des Juwelendiebstahls fünf Männer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt (2 KLs 422 Js 23291/20). Zuvor hatten sie Ende 2022 von der Beute 18 Teile im Rahmen eines juristischen Deals zurückgegeben.

Die Stücke sind noch immer Beweismaterial im laufenden Verfahren und unterstehen weiterhin dem Gericht. Für die öffentliche Präsentation wurden sie laut Ackermann „verlagert“. Der Schmuck darf aber noch nicht restauriert werden. Er werde derzeit so gezeigt, wie er zurückgegeben wurde.

Doch die Direktorin rechnet damit, dass alle Stücke restauriert werden können. Die Schäden waren entstanden, weil der mit zahlreichen Brillanten und Diamanten besetzte Schmuck von den Dieben aus den Verankerungen herausgerissen wurde und die Täter die Beute unsachgemäß lagerten.

Zur Einschätzung der erforderlichen konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen soll demnächst eine internationale Expertenkommission einberufen werden. Es gehe auch darum, dieses besondere Kulturerbe für die nächsten Generationen zu bewahren, sagt Ackermann. Für die Restaurierung soll der Schmuck später nur stückweise wieder herausgenommen werden, damit der Ensemblecharakter erhalten bleibt. Sobald das Gericht die Stücke freigegeben hat, wollen die SKD damit beginnen.

Ackermann lobt Polizei und Staatsanwaltschaft für deren Ermittlungen, die Landesregierung und ihr Team für die Unterstützung: „Ich blicke auf ein Resultat einer intensiven, lehrreichen und fruchtbaren Zusammenarbeit vieler Beteiligter zurück“, sagt sie. Die SKD könne „sicherstellen, dass so ein Einbruch nicht noch einmal passieren wird“.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) betont am Dienstag: „Heute ist ein schöner Tag für uns.“ Ganz anders sei dies vor fünf Jahren kurz nach der Tat gewesen: „Als wir hier standen, waren wir alle miteinander geschockt.“ Knapp zehn Millionen Euro habe der Freistaat Sachsen in der Zwischenzeit investiert, in Sicherheitsvorkehrungen und personelle Verstärkung.

Zudem hat sich laut Kretschmer die Beschreibung des Ereignisses verändert: „Aus dem spektakulären Kunstraub ist ein banaler Diebstahl von Berliner Clan-Kriminellen geworden“, sagt der Landeschef, „das ist gut so.“