Rom – Papst Franziskus wendet sich regelmäßig gegen Ausgrenzung in der Kirche. Damit sind ausdrücklich auch wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuelle gemeint. Ob die katholische Lehre in Einklang mit deren gleichberechtigter Teilnahme am kirchlichen Leben gebracht werden kann, gehört zu den wichtigsten Themen der vatikanischen Familiensynode vom 4. bis 25. Oktober in Rom.
Bei der Bischofsversammlung soll umfassend über Ehe und Familie diskutiert werden, wie das Motto „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“ verspricht. Doch in der Öffentlichkeit wird die Synode vor allem als Arena von Gegnern und Befürwortern der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuelle wahrgenommen.
Im Oktober 2014 ging die außerordentliche Bischofssynode zum gleichen Thema ohne Einigung zu Ende. Passagen etwa zur Wertschätzung von Homosexuellen für den Abschlusstext verfehlten die erforderliche Mehrheit. In diesem Jahr sind Entscheidungen in den strittigen Punkten wohl erst nach der Synode zu erwarten. Da Bischofsversammlungen nur beraten, bleiben mögliche Reformen allein dem Papst vorbehalten.
Der Konflikt zwischen konservativen und fortschrittlichen Strömungen in der katholischen Kirche wird vor der Synode mit Interviews, Predigten und Büchern ausgetragen. Kurienkardinal Robert Sarah aus Guinea etwa bezichtigt die Reformer der „Rebellion gegen Gott“. Homosexualität sei „kein Problem der Kirche, sondern der Menschheit“, findet der Kardinal, der beim letzten Konklave als Anwärter auf das Papstamt gehandelt worden war. Gleichgeschlechtliche Beziehungen seien ein „Rückschritt der Kultur und der Zivilisation“. Nur westliche Kulturen machten sich für deren Anerkennung stark. „Wir wollen den ideologischen Kolonialismus bekämpfen, der die katholische Lehre zerstören will.“
Papst Franziskus bemühte sich vor einigen Wochen, bei einem anderen strittigen Thema für Entspannung zu sorgen: durch eine Reform der Ehenichtigkeitsverfahren. In der von Franziskus angeordneten Vereinfachung der Ehenichtigkeitsprozesse sehen Gegner jedoch die Einführung der katholischen Scheidung. Denn Paare, deren Ehe für nichtig erklärt wird, können eine neue kirchliche Ehe eingehen und damit die Kommunion erhalten.
Schon auf der ersten Synode hatten die Bischöfe kontrovers über Vereinfachungen dieser Verfahren diskutiert. Mit seinem Dekret hat der Papst dieses Thema vor der Bischofssynode nunmehr abgeräumt.
Auf dem Rückflug von seiner USA-Reise warnte Franziskus noch kurz zuvor, die Verkürzung der Annullierungsverfahren mit der Einführung der kirchlichen Scheidung zu verwechseln. Gestraffte Verfahren bedeuteten keine Auflösung der Ehe. „Die katholische Scheidung existiert nicht.“ Entweder habe keine Ehe bestanden, weil einer der beiden Partner sich nicht frei entschlossen habe. Oder die Ehe sei gültig und damit unauflöslich.
Unter den 45 Synodenteilnehmern, die der Papst selbst berufen hat, finden sich Befürworter und Gegner von Reformen. Im konservativen Lager zählt der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, zu den prominentesten Wortführern. Der emeritierte Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Walter Kasper, hatte vor der ersten Familiensynode im Auftrag des Papstes einen Vortrag gehalten, in dem er sich für die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene in einzelnen Fällen aussprach. Dem Reformflügel sind weiter zuzurechnen der belgische Kardinal Godfried Daneels sowie der enge Papst-Vertraute Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras.
Von den deutschen Bischöfen gehören der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx, der neue Berliner Erzbischof Heiner Koch und der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode dazu. Nach der Herbstvollversammlung der Bischöfe beklagte Marx kürzlich eine „gewisse Verengung“ auf wenige Themen. Die Bischofssynode sei eine große Chance für die Kirche, das christliche Familienbild zu stärken. Zugleich warnte er vor zu hohen Erwartungen, wonach in Rom eine neue Wahrheit über Ehe und Familie verkündet werde.
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Verhärtungen zwischen Konservativen und Reformern
katholische familiensynode (II) Umgang mit Homosexualität und wiederverheirateten Geschiedenen sind Reizthemen