Katholiken und Protestanten gehen vor den Feiern zum 500. Reformationsjubiläum aufeinander zu. In den vergangenen Jahrhunderten seien zu Reformationsjubiläen stets die konfessionellen Gegensätze betont worden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in München vorstellten. „Die bevorstehende 500-Jahr-Feier soll ausdrücklich ein anderes Zeichen setzen.“
Als Ziel ökumenischer Bemühungen wird explizit das gemeinsame Abendmahl von Katholiken und Protestanten genannt. Das Jubiläum solle in „Bereitschaft zu Vergebung und Aufbruch“ begangen werden, schreiben die obersten Repräsentanten der beiden Kirchen im Vorwort zu dem Text „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“. „Um das rechte Verständnis der Wahrheit des Evangeliums muss weiter gerungen werden“, heißt es in dem Gemeinsamen Wort. Dabei sollten sich aber die einen nicht auf Kosten der anderen profilieren.
Grundlegende Fragen des Kirchen- und des Amtsverständnisses seien bei aller Annäherung bis heute nicht gemeinsam beantwortet worden. Doch sei es Ziel, „auf dem ökumenischen Weg geduldig und zielstrebig weiterzugehen, damit die Einheit unter uns weiter wächst und Abendmahls- und Eucharistiegemeinschaft möglich wird“. Eine schnelle Lösung werde es aber „aller Voraussicht nach nicht geben“.
Das Gemeinsame Wort ist Teil eines geplanten Versöhnungsprozesses, der unter der Überschrift „Healing of Memories“ (Heilung der Erinnerungen) steht. „,Healing of Memories‘ ist nicht der Versuch, die Geschichte umzuschreiben, aber die erklärte Absicht, die Erinnerung von einem Mittel der Abgrenzung zu einem Mittel der Versöhnung werden zu lassen“, heißt es in der Erklärung. Zur Heilung der Erinnerungen soll auch eine gemeinsame Pilgerreise von Spitzenvertretern beider Kirchen ins Heilige Land im Oktober beitragen. Für den 11. März nächsten Jahres ist ein zentraler ökumenischer Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim geplant.
Die Erklärung verweist auf die oftmals blutigen Folgen der Kirchenspaltung. „Es sind Kriege ausgebrochen, die sich wegen ihrer Grausamkeit und Dauer unauslöschlich ins Menschheitsgedächtnis eingebrannt haben“, heißt es in dem Gemeinsamen Wort. Zwar habe sich die Lage in Deutschland seit dem Westfälischen Frieden von 1648 weithin gewandelt: „Aber bis zum respektvollen Miteinander der Konfessionen, das im Zeitalter der Ökumene selbstverständlich sein sollte, musste ein weiter Weg zurückgelegt werden, der noch längst nicht überall ans Ziel geführt hat.“ epd
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Vergebung und Aufbruch
Die evangelische und katholische Kirche in Deutschland wollen sich zum Reformationsjubiläum versöhnen. Gemeinsames Abendmahl als Ziel

Norbert Neetz