Fruchtig, süß und gesundheitsschädlich – viele Getränke für Kinder in Deutschland sind nach Angaben der Verbraucherorganisation foodwatch stark überzuckert. Dagegen könne etwas getan werden, nach britischem Vorbild.
Getränke für Kinder in Deutschland sind laut der Verbraucherorganisation foodwatch größtenteils überzuckert. Eine am Mittwoch vorgestellte Marktanalyse von foodwatch unter 136 Getränken kommt bei 117 (86 Prozent) auf einen Zuckergehalt von über fünf Gramm auf 100 Milliliter. Mehr als die Hälfte der getesteten Getränke wies demnach mit einem Anteil von acht Gramm auf 100 Milliliter sogar eine starke Überzuckerung auf. Im Schnitt kamen die getesteten Getränke auf sechseinhalb Zuckerwürfel pro Glas.
Besonders Energydrinks und Limonaden, aber auch Säfte in Trinkpäckchen hätten dabei einen besonders hohen Zuckeranteil aufgewiesen, hieß es. Teilweise reicht nach Angaben von foodwatch eine Dose oder ein Päckchen bei manchen Produkten, um den von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Maximalverzehr für Kinder von 25 Gramm pro Tag zu erreichen oder sogar zu überschreiten. Lediglich drei der getesteten Getränke enthielten weder Zucker noch Süßstoff – dabei habe es sich um Mineralwasser gehandelt.
Der Konsum zuckerhaltiger Getränke sei gerade für Kinder ein wesentlicher gesundheitlicher Risikofaktor, warnte der Münchner Mediziner Berthold Koletzko. “Wirksame Maßnahmen zur Reduktion des Süßgetränke-Konsums sind deshalb dringend notwendig.” Foodwatch fordert die Bundesregierung erneut auf, eine Limo-Steuer nach britischem Vorbild einzuführen. Diese würde eine zusätzliche Abgabe der Hersteller für Getränke ab einem Zuckerzusatz von fünf Gramm auf 100 Milliliter bedeuten. Zwischen 2015 und 2021 habe dadurch der Zuckergehalt von Getränken in Großbritannien um 29 Prozent reduziert werden können, während er in Deutschland im gleichen Zeitraum nur um zwei Prozent gesunken sei.
Weitere Ansatzpunkte sieht foodwatch bei einem Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, wie es das Bundesernährungsministerium derzeit noch plant. Zudem setzt sich die Organisation für eine Altersgrenze für den Kauf von Energydrinks ab 18 Jahren ein.
Für die Marktstudie hat die Verbraucherorganisation den Angaben zufolge Getränke aus den fünf größten deutschen Supermarktketten analysiert. Kriterium war dabei, dass die Getränke eindeutig an Kinder und Jugendliche adressiert waren.