Jede 13. Lehrkraft in Bayern hat laut einer Umfrage in den vergangenen fünf Jahren Attacken erlitten. Eine Expertin spricht von einer kürzeren Zündschnur unter Schülern – und nennt eine Erklärung dafür.
Gewalt ist an Gymnasien sowie Fach- und Berufsoberschulen im Freistaat ein großes Thema – das geht aus einer Umfrage des Bayerischen Philologenverbands hervor. Von den rund 3.000 im Februar befragten Lehrkräften waren 13 Prozent in den vergangenen fünf Jahren schon einmal selbst von psychischer oder physischer Gewalt betroffen, wie der Verband am Donnerstag in München mitteilte. “21 Prozent der selbst Betroffenen berichten dabei von häufigen (18 Prozent) oder sehr häufigen (3 Prozent) Vorfällen.” 37 Prozent der Nicht-Betroffenen hätten in den vergangenen fünf Jahren zumindest von Gewaltvorfällen gegenüber Lehrern an ihrer Schule erfahren.
Zur Art der Gewalt hieß es, Beschimpfungen würden am häufigsten genannt (nämlich von 76 Prozent der Betroffenen). Es folgten Cybermobbing (42 Prozent), Bedrohungen (37 Prozent), Mobbing (21 Prozent), Sachbeschädigung (20 Prozent) sowie körperliche und diskriminierende Übergriffe (jeweils 11 Prozent). Gerade der subtile Charakter psychischer Gewaltanwendungen mache es für Lehrkräfte häufig schwer, damit richtig umzugehen.
Regina Knape, Leiterin des Sachgebiets Schulpsychologie und Beratungslehrkräfte im Philologenverband, sagte, die Corona-Zeit habe in der Schülerschaft einiges verändert. “Bei vielen ist die Zündschnur kürzer geworden.” Die Frustrationstoleranz und die Fähigkeit, mit negativen Erlebnissen umzugehen, sei bei Kindern und Jugendlichen stark gesunken.
Wolfram Janke, beim Philologenverband Referent für Bildungs- und Schulpolitik, forderte, das Thema Gewalt an Gymnasien und beruflichen Oberschulen zu enttabuisieren. “Grundsätzlich gilt es, ein friedliches Schulklima zu schaffen, in dem Gewalt insgesamt null toleriert wird.” Dazu gehöre es, Vorfälle nicht totzuschweigen oder zu verharmlosen. “Auch wenn im aktuellen ifo-Bildungsbarometer die Gewaltprävention an bayerischen Schulen im Ländervergleich am besten bewertet wird, ist es wichtig, das Thema noch stärker in das öffentliche und schulische Bewusstsein zu holen.”