Seit dem Terrorangriff auf Israel haben Experten in Deutschland durchschnittlich 29 antisemitische Vorfälle mit Bezug zum Hamas-Massaker pro Tag dokumentiert. Das sei ein Anstieg von 320 Prozent zum Jahresdurchschnitt von 7 Vorfällen am Tag 2022, teilte der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) am Dienstag in Berlin mit.
Rias hatte den Zeitraum vom 7. Oktober, dem Tag des Massakers, bis zum 9. November ausgewertet und insgesamt 994 Vorfälle registriert. Den Meldestellen des Verbandes werden auch Ereignisse gemeldet, die keine Straftaten sind. Das Aufkommen an Meldungen sei anhaltend hoch, hieß es. Berichtet werde vermehrt von Vorfällen an Orten des Alltags wie Nachbarschaft, Arbeitsplatz und Hochschulen.
Im Auswertungszeitraum seien 177 antisemitische Versammlungen erfasst worden. “Die Verbreitung von Desinformation trägt zur Mobilisierung bei: Nachdem eine ungeprüfte Meldung über einen angeblichen Angriff der israelischen Armee auf das Al-Ahli-Krankenhaus am 17. Oktober verbreitet wurde, verdoppelte sich die Zahl antisemitischer Versammlungen zur Vorwoche auf 61”, hieß es. Desinformation wirke sich negativ auf das Sicherheitsempfinden von Jüdinnen und Juden in der Öffentlichkeit aus.
Der Rias-Bundesverband ist der Dachverband seiner Meldestellen in mehreren Bundesländern. Wer Antisemitismus erlebt oder Zeugin beziehungsweise Zeuge wird, kann sich an diese Stellen wenden. Diese erfassen bundesweit judenfeindliche Vorfälle und vermitteln Betroffenen Unterstützung. In den Bericht flossen den Angaben zufolge Vorfälle aus dem ganzen Bundesgebiet und von Meldestellen in elf Bundesländern ein.
Das Bundeskriminalamt hatte seit dem Terrorangriff bis Mitte November bundesweit rund 3.300 Straftaten mit Bezug zum Nahost-Konflikt erfasst. Dabei handelt es sich Medienberichten zufolge vor allem um Sachbeschädigung, Volksverhetzung und Widerstandsdelikte.