Erneute Post aus dem Vatikan an die deutschen Bischöfe – unmittelbar vor der Vollversammlung. Eine geplante Abstimmung über weitere Reformen müssen sie daher von der Tagesordnung streichen. Aufgehoben oder nur aufgeschoben?
Unmittelbar vor ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg haben die katholischen Bischöfe erneut einen “Blauen Brief” aus dem Vatikan bekommen. Daraufhin haben sie die geplante Abstimmung über weitere Reformschritte von der Tagesordnung genommen. Katholische Laien forderten die Bischöfe auf, sich Rom zu widersetzen und am Reformkurs festzuhalten.
In dem Brief bekräftigen die Kardinäle und Behördenleiter Pietro Parolin (Staatssekretariat), Manuel Fernandez (Glaubensbehörde) und Robert Prevost (Bischofsbehörde) die Haltung des Vatikans. Danach ist die katholische Kirche in Deutschland nicht befugt, ein Entscheidungsgremium zu gründen, in dem außer den Bischöfen auch Laien über kirchliche Grundsatzfragen mit entscheiden. Dabei betonen sie ausdrücklich, ihr Brief sei Papst Franziskus “zur Kenntnis gebracht und von ihm approbiert worden”.
Der geplante “Synodale Ausschuss”, über dessen Statuten abgestimmt werden sollte, soll einen “Synodalen Rat” vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien nicht nur gemeinsam beraten, sondern auch entscheiden. Das hatten auch die Bischöfe mit der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit beim Reformprojekt Synodaler Weg beschlossen.
Genau darauf verwies das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), das höchste repräsentative Laiengremium, das sich auf Bitten der Bischöfe am Synodalen Weg beteiligt hatte. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp rief die Bischöfe auf, das Reformprojekt gegen alle Stoppsignale aus Rom fortzusetzen: “Die katholische Kirche in Deutschland hat keine zweite Chance, wenn sie jetzt den Synodalen Weg stoppt.”
ZdK-Vize Thomas Söding nannte es einen Widerspruch, wenn Rom synodale Prozesse fördere – etwa durch die Weltsynode -, dann aber den deutschen Reformweg “mit einem Stoppschild versieht”. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) ergänzte er, der Brief aus Rom sei “kein Verbot, sondern ein Tritt auf die Bremse”. Zugleich warnte er davor, auf Zeit zu spielen, denn “die Frustration wird immer größer werden, wenn die Reformen jetzt wieder auf die lange Bank geschoben werden”.
Die Initiative “Wir sind Kirche” rief die Bischöfe ebenfalls auf, sich von “irrlichternden Botschaften” aus Rom “nicht ins Bockshorn jagen” zu lassen. Die Bischöfe müssten zudem darauf drängen, dass auch Laien an den weiteren Gesprächen in Rom beteiligt werden müssten.
Auf diese anstehenden Gespräche, für die allerdings noch kein Termin bekannt ist, verwies auch der Brief aus Rom. Diplomatisch kaum verklausuliert heißt es dort, man habe vereinbart, die strittigen Fragen beim nächsten Treffen zu vertiefen: “Sollte das Statut des Synodalen Ausschusses vor diesem Treffen verabschiedet werden, stellt sich die Frage nach dem Sinn dieses Treffens und ganz allgemein des laufenden Dialogprozesses.”
Söding sagte der KNA dazu, die Bischöfe “sollten die Gespräche mit Rom so schnell wie möglich führen. Und Flagge zeigen.” Wie immer wieder gefordert, wolle sich auch das ZdK gern am Dialog beteiligen: “Aber wenn, dann nur als gleichberechtigte Gesprächspartner und nicht irgendwo am Katzentisch. An uns soll es nicht scheitern. Aber ich nicht sicher, ob Rom den Mut hat, sich zu öffnen.”
Auch wenn der Tagesordnungspunkt gestrichen ist – das Thema wird sicher die Vollversammlung der Bischöfe bis Donnerstag in Augsburg prägen. Zumindest in den Gesprächen hinter den Kulissen.