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Uralte Otter-Figur in Höhle der Schwäbischen Alb entdeckt

Die urgeschichtliche „Venus vom Hohle Fels“ hat tierische Gesellschaft bekommen: Als archäologischen „Fund des Jahres“ präsentierte Professor Nicholas Conard (Universität Tübingen) am Donnerstag im Blaubeurener Urgeschichtlichen Museum (urmu) die rund sechs Zentimeter lange Figur eines Otters, die ebenfalls in der Welterbe-Höhle Hohle Fels auf der Schwäbischen Alb bei Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) gefunden worden war. Diese Elfenbeinschnitzerei sei wie die berühmte Venus vor 40.000 Jahren entstanden und gehöre damit zu den ältesten von Menschen geschaffenen Kunstwerken. Auch wenn die kleine Figur ohne Kopf gefunden wurde, weise ihre Form eindeutig auf einen Otter hin, erklärte Ria Litzenberg von der Universität Tübingen.

Diese weltweit einmalige Figur eines Otters lasse neue Rückschlüsse auf das Leben der Menschen in der Eiszeit zu, sagte Professor Conard. Denn bisher sei die Forschung davon ausgegangen, dass nur gefährliche und große Tiere wie Höhlenbär, Löwe oder Mammut von den eiszeitlichen Menschen künstlerisch dargestellt wurden. Die neuentdeckte Figur, aber auch Darstellungen von Fischen und Wasservögeln zeigten jedoch, dass die Eiszeitkunst wesentlich vielfältiger gewesen sei.

Wie urmu-Direktorin Stefanie Kölbl ergänzte, sei das Ensemble der urgeschichtlichen Elfenbeintiere um eine neue, kleinere Tierart angewachsen, was auch Raum gebe „für neue Überlegungen über den symbolischen Gehalt der Eiszeitkunst“. Die neue Figur werde zuerst für einige Monate in einer eigenen Vitrine ausgestellt und dann in die Dauerausstellung des Museums integriert.

Der Fund des eiszeitlichen Otters unterstreicht Conard zufolge die Bedeutung der Höhlen auf der Schwäbischen Alb für die gesamte Menschheitsgeschichte. Denn in dieser Region fänden sich die besten Belege für das Leben und den Alltag aus einer Zeit vor 40.000 Jahren, als die „ersten anatomisch modernen Menschen“ in Europa angekommen sind. Deshalb seien diese Steinzeithöhlen auch 2017 von der UNESCO zum Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ ernannt worden. Die Funde aus dieser Region werden im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren präsentiert, das als Forschungsmuseum mit der Universität Tübingen zusammenarbeitet. (1689/25.07.2024)