Das Badische Landesmuseum stellt sich seiner NS-Geschichte. Und zeigt, wie die Kulturpolitik der Nazis vor allem jüdische Sammler enteignete. Es ist die letzte Ausstellung vor einer langen Schließung.
Den Raub jüdischer Kunstwerke in der NS-Zeit thematisiert eine neue Sonderausstellung des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe. Anhand von 70 Werken zeigt die Schau, wie Museen zwischen 1933 und 1945 jüdisches Eigentum für ihre Sammlungen raubten. Neben staatlichen Zuweisungen und verschleiernden Ankäufen über den Kunsthandel kam es auch zu direkten Käufen zu niedrigsten Preisen.
“Lange Zeit galten Museen während der NS-Zeit als scheinbar unverdächtig, ja sogar als Opfer des staatlich angeordneten Entzugs von ‘entarteter Kunst'”, sagte Museumsdirektor Eckart Köhne am Donnerstag. Inzwischen sei aber klar, dass auch Museen vom Raub jüdischen Kulturguts profitierten. “Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber wir können Verantwortung übernehmen. Wir legen offen, wie Museen – auch das Badische Landesmuseum – während der NS-Zeit agierten.”
Jedes der in der Sonderausstellung gezeigten 70 Objekte stehe für eine Lücke, für ein Leben, ein Schicksal, einen Menschen, so die Ausstellungsmacher.
Die Ausstellung “Unrecht und Profit – Das Badische Landesmuseum im Nationalsozialismus” will auch erklären, wie Experten heute versuchen, die Herkunft der als Raubkunst verdächtigten Exponate zu erforschen. Häufig sei diese Provenienzforschung aufwendig, zu oft gelinge es nicht, die früheren Eigentümer zu finden, hieß es.
Wenn klar ist, dass Kunstwerke eindeutig unrechtmäßig in den Besitz des Landesmuseums kamen, werden die Objekte in die internationale Datenbank “Lost Art” gestellt, wie das Museum erklärte. Diese Datenbank ermögliche es den Nachkommen der früheren Eigentümer, nach eigenen Kunstobjekten zu suchen.
Museumsdirektor Köhne betonte, die Schau mache deutlich, dass nicht alle Fragen zu Herkunft und Enteignung geklärt werden könnten. “Aber wir können Fragen stellen, nachforschen – und vor allem: nicht vergessen.”
Die Sonderausstellung öffnet am Samstag und läuft bis Ende September. Sie ist die letzte vor der jahrelangen Schließung des Karlsruher Schlosses. Das historische Gebäude wird mit großem Aufwand energetisch saniert und soll barrierefrei werden. Wie lange der Umbau dauert und wie hoch die Kosten sind, ist derzeit nicht absehbar. Mitte 2025 will das Museum Konzept und Zahlen vorlegen. Während der Schließung wird das Team des Landesmuseums Ausstellungen in den Räumen der Staatlichen Kunsthalle in Baden-Baden verantworten.