Anziehungskraft der AfD: Die Universität Trier sucht nach Wegen, dem Einfluss von Rechtsaußen entgegenzuwirken und die Demokratie zu stärken. Es braucht neue Formate.
Innovative Maßnahmen zur Demokratieförderung sollen an der Universität Trier entwickelt werden. Dafür werde mit “NurtureDEMOS 2024” ein neues Projekt nicht nur die Ursachen für den Einfluss von Rechtsaußen-Parteien auf junge Wähler untersuchen, sondern diesem auch aktiv entgegenwirken, wie die Universität am Mittwoch mitteilte. Das Projekt werde von der Volkswagenstiftung gefördert und die Verein “Aktion Zivilcourage” sei beteiligt.
“Wir werden in den kommenden zwölf Monaten nicht die Demokratie retten können, aber wir werden unseren Teil dazu beitragen”, sagte Politikwissenschaftlerin Anna-Sophie Heinze. Sie forscht seit Jahren zur AfD, jedoch sei ihr dies nicht mehr genug. Zu oft verblieben Forschungsergebnisse in der akademischen Welt; das solle sich ändern. Wissenschaftlich geleitet werde das Projekt gemeinsam mit Eva Walther, die unter anderem das Buch “Die AfD – psychologisch betrachtet” veröffentlicht hat.
Einen Ansatz dafür, dem Einfluss von Rechtsaußen-Parteien gerade auf junge Menschen entgegenzuwirken, sehen die Forscherinnen auf der lokalen Ebene: “Wir müssen die Distanz zwischen der Lokalpolitik und den Bürgerinnen und Bürgern verkürzen und den jungen Wählerinnen und Wählern zeigen, dass Politik etwas mit ihnen zu tun hat und sie etwas bewirken können”, so die Trierer Wissenschaftlerinnen.
Konkret gehe es darum, effektive Maßnahmen zur Demokratieförderung zu entwickeln. Dafür sollen unter anderem Befragungen und Interviews durchgeführt werden. Mit ersten Ergebnissen rechnet die Universität im Herbst. Diese sollen beispielsweise Lehrkräften und lokalpolitisch Engagierten zur Verfügung gestellt werden.
“Die Annahme, dass es ein Informationsdefizit unter jungen Menschen gibt, die Rechtsaußen-Parteien wählen, ist nur zum Teil wahr. Daher müssen wir über neue Formate nachdenken, statt allein auf Bildungs- und Informationskampagnen zu setzen”, erklärte Walther. Eine besondere Rolle nehme das Umfeld der Erstwähler ein: Wenn viele Menschen im Betrieb und im Verein radikale oder extrem rechte Überzeugungen haben, würden solche als normal wahrgenommen. Den Wunsch nach einfachen Lösungen und einer starken Führung nennt Walther als weitere Gründe dafür, die AfD und andere Rechtsaußen-Parteien zu wählen.