Religiöse Menschen sind dann besonders glücklich, wenn sie in einem Land leben, das sie selbst als religiös empfinden. Eine Studie unter Leitung der Mannheimer Psychologin Vera Vogel habe das Zusammenspiel zwischen persönlichem Glauben und kulturellem Umfeld untersucht, teilte die Universität Mannheim am Montag mit. Je stärker die persönliche Religiosität mit der wahrgenommenen Religiosität des eigenen Landes übereinstimme, desto höher sei das psychische und körperliche Wohlbefinden. Dabei spiele das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft eine entscheidende Rolle. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Social Psychological and Personality Science“ veröffentlicht.
Für ihre Studie befragten die Studienautoren mehr als 10.000 Personen in 24 Ländern. Neben Fragen zur persönlichen Religiosität – etwa dem Gottesglauben, der Häufigkeit des Betens oder des Kirchenbesuchs – wurden die Teilnehmer zur wahrgenommenen Religiosität ihres Landes befragt sowie zu ihrem psychischen, sozialen und körperlichen Wohlbefinden. Indien und einige südeuropäische Länder wie Spanien wurden von den Probanden als besonders religiös eingestuft – im Gegensatz zu skandinavischen Ländern, die am unteren Ende der Skala rangieren. Deutschland belegt einen mittleren Platz.
Die Forscher fanden heraus, dass das Wohlbefinden von religiösen Menschen in Ländern mit hoher Religiosität größer ist als in weniger religiösen Ländern. So haben religiöse Menschen in Indien ein tendenziell höheres Wohlbefinden als vergleichbar religiöse Menschen in skandinavischen Ländern. „Bisherige Forschung hat gezeigt, dass Religiosität das eigene Wohlbefinden steigern kann. Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass dies nur dann zutrifft, wenn Menschen ihr Land als religiös wahrnehmen“, erklärt Erstautorin Vera Vogel, Doktorandin am Lehrstuhl für Kulturvergleichende Sozial- und Persönlichkeitspsychologie.
„Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen“, so Vogel. Neben objektiven Faktoren wie soziale Unterstützung und Nachbarschaftshilfe spiele das subjektive Gefühl, zur „richtigen“ Gruppe zu gehören, eine zentrale Rolle. „Natürlich kann man ein Land nicht religiöser machen, als es ist“, erklärt die Psychologin. Aber religiöse und staatliche Einrichtungen könnten Menschen stärker vernetzen. „Ein tieferes Gemeinschaftsgefühl stärkt die Psyche und steigert die Lebenserwartung.“ (2759/09.12.2024)