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Uni Göttingen zeigt sich offen für Rückforderungen von Gebeinen

Die Universität Göttingen hat sich nach Vorwürfen zur Auflösung ihrer anthropologischen Sammlung „jederzeit offen“ gegenüber Rückforderungen gezeigt. „Restitutionen aus der Kolonialzeit sind ein Thema, für das sich die Universität Göttingen schon seit Jahren sehr engagiert“, sagte Sprecher Romas Bielke am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Menschenrechtsorganisationen, darunter die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen, hatten am Mittwoch kritisiert, dass kein menschenrechtskonformes Konzept angesichts der Schließung der Sammlung vorliege.

Die angemessene Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit der Sammlungen sei für die Universität selbstverständlich, betonte Bielke. Die Hochschule habe dies in zeremoniellen Rückgaben von sterblichen Überresten nach Neuseeland (2023), Palau (2024) und den Marshallinseln (2025) bereits bewiesen. Das vorhandene Wissen über die Ursprünge der menschlichen Gebeine in den Sammlungen werde mit „größtmöglicher Sorgfalt“ erhalten.

Die zuständige Professorin Birgit Großkopf wies die Kritik ebenfalls zurück. Die koloniale Sammlung werde nicht weggegeben, solange nicht über den Verbleib der Überreste entschieden sei, sagte sie dem epd. Große Teile der Sammlung, die keine kolonialen Bezüge haben, wie rund 800 Schädel von Hamburger Friedhöfen, seien bereits aufgelöst worden, da die Universität die Professur für Anthropologie aufgibt. Die koloniale Sammlung sei auch nicht, wie von den Organisationen behauptet, schon vor 200 Jahren nach Göttingen gekommen, sondern stamme aus dem Völkerkunde-Museum in Hamburg, das die Sammlung in den 1950er Jahren vernichten wollte.

GfbV-Referentin Laura Mahler hatte zuvor kritisiert, dass es noch völlig unklar sei, was mit den mehr als 1.300 menschlichen Überresten aus kolonialen Kontexten geschieht. „Es handelt sich um Menschen, denen Gewalt angetan wurde, unter ihnen auch Opfer des Völkermordes an den Ovaherero und Nama.“ Die Nachfahren hätten das Recht auf Rückführung, Würde und Mitbestimmung: „Ihre Ahnen sind keine Forschungsobjekte.“