Suchaktionen gehen weiter, doch die Hoffnung schwindet. Vor Libyens Küste sind vermutlich Dutzende Menschen bei dem Versuch, Europa zu erreichen, tödlich verunglückt.
Nach zwei Schiffsunglücken vor der Küste Libyens werden mehr als 60 Migranten vermisst. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) geht von Dutzenden Toten aus, wie sie in der Nacht zu Mittwoch mitteilte. Sie forderte die internationale Gemeinschaft auf, Such- und Rettungsaktionen zu intensivieren und Gewissheit zu schaffen, dass Überlebende an Land gehen dürfen.
Demnach ereigneten sich die Havarien bereits vor mehreren Tagen: Am 12. Juni wurden nach einem Schiffbruch in der Nähe des Hafens Alshab im Westen des Landes 21 Personen als vermisst gemeldet, darunter auch Kinder und Frauen. Die Migranten stammten aus Eritrea, Pakistan, Ägypten und dem Sudan. Bisher seien fünf Überlebende gefunden worden.
Zum zweiten Unglück kam es am 13. Juni etwa 35 Kilometer westlich der Hafenstadt Tobruk. Nach derzeitigem Stand konnten Fischer eine Person retten. Dutzende Menschen kamen ums Leben, Leichen wurden an die umliegenden Strände gespült.
Laut IOM starben seit Jahresbeginn mindestens 743 Menschen beim Versuch, das Mittelmeer nach Europa zu überqueren, darunter 538 allein auf der zentralen Mittelmeerroute. Die Organisation bezeichnet diese bis heute als “tödlichste Migrationsroute der Welt”. Auch zeichne sie sich zunehmend durch gefährliche Schmuggelpraktiken, begrenzte Rettungskapazitäten und zunehmende Einschränkungen humanitärer Einsätze aus.
Das Projekt “Missing Migrants” der IOM – es sammelt Daten zu verunglückten und vermissten Migranten weltweit – hat seit 2014 mehr als 75.000 tödlich verunglückte und vermisste Migranten registriert.
Migrationsrouten ändern sich immer wieder. Um vom afrikanischen Kontinent nach Europa zu gelangen, wird derzeit häufig die Route in Richtung Kanarische Inseln gewählt. Laut der spanischen Organisation Caminando Fronteras starben oder verschwanden bei der Überfahrt im Jahr 2024 mehr als 9.700 Personen.