Der Hohe Repräsentant der Vereinten Nationen (UN) für Bosnien-Herzegowina, Christian Schmidt, zeigt sich besorgt über politische Spannungen im Land. In seinem Bericht an UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte Schmidt am Donnerstag einen “beispiellosen Angriff” auf das Friedensabkommen, das 1995 den Krieg in dem Westbalkan-Staat beendet hatte. Zudem gebe es wieder mehr ethnisch motivierte Angriffe, wie Schmidts Büro in der Hauptstadt Sarajevo mitteilte.
Kritik übte der deutsche Diplomat an dem einflussreichen Lokalpolitiker Milorad Dodik. Dieser gefährde durch eine “spalterische und hetzerische Rhetorik” erneut den Frieden in dem EU-Beitrittskandidatenland, so Schmidt. Bosnien-Herzegowina ist in zwei Entitäten unterteilt: die mehrheitlich serbische Republika Srpska sowie eine bosniakisch-kroatisch dominierte Föderation. Seit mehreren Monaten droht Dodik als Präsident der Republika Srpska mit der Abspaltung von Bosnien und einer Angliederung an das Nachbarland Serbien.
Eng verbunden mit der innenpolitischen Instabilität sei eine Reihe ethnisch motivierter Übergriffe in den vergangenen Monaten, so Schmidt weiter. So seien etliche Bosnier, die in den 90ern vor Kämpfen flohen, heute erneut Angriffen ausgesetzt. “Drohungen, Einschüchterungen und Provokationen gegenüber Rückkehrern sind inakzeptabel”, betonte Schmidt. Lob äußerte der UN-Repräsentant dagegen für die staatlichen Behörden. Diese hätten in puncto Funktionalität und EU-Integration Fortschritte gemacht.
Der Bosnienkrieg, bei dem sich von 1992 bis 1995 serbische, bosnische und kroatische Streitkräfte gegenüberstanden, kostete mehr als 100.000 Menschen das Leben. Als tragischer Höhepunkt gilt das Massaker von Srebrenica im Jahr 1995. Damals hatte die bosnisch-serbische Armee unter Führung von General Ratko Mladic mehr als 8.000 muslimische Bosniaken, größtenteils Jungen und Männer, getötet. Das Kriegsverbrechen prägt bis heute das Zusammenleben.