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UN-Hungerbericht: Bundesregierung und Hilfswerke fordern mehr Einsatz

Global ist die Zahl der Hungerden leicht gesunken, aber regional gibt es gegenläufige Trends. Jüngste Kürzungen von Geberstaaten sind noch nicht eingepreist. Hilfswerke sehen daher keinen Grund für Entwarnung.

In Reaktion auf den neuen UN-Bericht zur globalen Ernährungssicherheit haben Bundesregierung und Hilfsorganisationen mehr Einsatz für Notleidende gefordert. Weltweit litten “unerträglich viele Menschen an Hunger”; dies sei “inakzeptabel in einer Welt, in der es eigentlich genug Essen für alle gibt”, erklärte Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) am Montag in Berlin.

Die Organisation Aktion gegen den Hunger sprach von einer “Frage des politischen Willens und der Solidarität”. Die Welthungerhilfe mahnte, über etwas positiveren Gesamtwerten nicht dramatische Entwicklungen in einzelnen Krisengebieten wie Gaza, Sudan oder Haiti aus dem Blick zu verlieren.

Nach am Montag veröffentlichten Schätzungen von fünf UN-Organisationen hatten 2024 zwischen 638 und 720 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Während die Durchschnittsquote der Hungernden global leicht sank, verlief die Entwicklung uneinheitlich. In Afrika und Westasien hungern mehr Menschen. Das Ziel der Vereinten Nationen, den Hunger bis 2030 weltweit zu beseitigen, gilt als unerreichbar.

Entwicklungsministerin Alabali Radovan betonte, der Kampf gegen Hunger bleibe “ein Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit”. Diese Arbeit müsse ausreichend finanziert sein, so die Ministerin. Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung soll am Mittwoch beschlossen werden.

Der Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger, Jan Sebastian Friedrich-Rust, verwies auf eine geplante Kürzung von 8 Prozent für das Entwicklungsministerium. Das Ressort verliere damit das dritte Jahr in Folge rund eine Milliarde Euro. Für humanitäre Hilfe über das Auswärtige Amt solle es 53 Prozent weniger Geld geben. Hunger sei “nicht unvermeidlich, sondern eine direkte Folge politischer Entscheidungen”.

“Das international zugesagte Ziel, mindestens 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe bereitzustellen, wird damit deutlich verfehlt”, sagte Friedrich-Rust. Demgegenüber verschärfe sich die humanitäre Lage durch Konflikte, Klima- und Hungerkrisen, geringere Finanzierung und geschwächte Instrumente der Zusammenarbeit. “Wenn die Welt aus den Fugen gerät, wird es auch für uns auf Dauer weniger Sicherheit, Frieden und Wohlstand geben”, so Friedrich-Rust.

Der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, nannte es “ermutigend, dass die neuen Hungerzahlen etwas niedriger sind als im vorigen Jahr”. Jedoch verdeckten globale oder regionale Durchschnittswerte oftmals die Realität vor Ort. Während etwa in Indien Programme zur Ernährungssicherheit und sozialen Absicherung griffen, fehle es in anderen Teilen der Welt “entweder am politischen Willen oder die staatlichen Strukturen sind zu fragil, um vergleichbare Fortschritte zu erzielen”.