Im Sudan sind laut UN-Experten rund 25 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter mehr als 14 Millionen Kinder. Das Bürgerkriegsland erlebe die am schnellsten sich entfaltende Krise weltweit, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung zahlreicher Sachverständiger der Vereinten Nationen, die am Montag in Genf veröffentlicht wurde. Bereits Freitag hatte das Welternährungsprogramm WFP mitgeteilt, die Zahl der Hungernden habe sich binnen eines Jahres mehr als verdoppelt. In dem ostafrikanischen Staat kämpfen De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan und sein früherer Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo seit dem 15. April um die Macht.
Gewalt und Mangelversorgung führten den Sonderberichterstattern und Experten zufolge zu einer beispiellosen Massenflucht im Sudan; schätzungsweise mehr als 9 Millionen Menschen seien binnenvertrieben. Zwei Drittel von ihnen lebten an Sammelstellen ohne zureichende Versorgung mit Essen, Trinkwasser, medizinischer Hilfe und sanitären Einrichtungen. Krankheiten wie Cholera breiteten sich aus. 20 Millionen Kinder gingen nicht zur Schule und seien vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt.
Etwa 17,7 Millionen Menschen, 37 Prozent der sudanesischen Bevölkerung, leiden den Angaben zufolge unter akutem Hunger von teils lebensbedrohlichen Ausmaßen. Der Konflikt zwischen Regierungstruppen und der paramilitärischen RSF sowie die Ressourcenknappheit bei fehlender Hilfe verschärften Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen; besonders geflüchtete ältere Personen, Frauen, Mädchen und Behinderte würden Ziel von Angriffen. Auch gebe es Aggressionen entlang ethnischer und politischer Linien.
Nach Berichten, die den Sachverständigen vorliegen, sind 70 bis 80 Prozent der Krankenhäuser im Land nicht funktionsfähig. Die Experten äußerten sich besorgt über die Missachtung des Völkerrechts einschließlich der Schutzpflicht für Zivilisten seitens der Konfliktparteien. Vom humanitären Hilfeplan für das laufende Jahr im Umfang von 2,7 Milliarden US-Dollar (2,5 Milliarden Euro) sind laut UN-Angaben bislang 3,3 Prozent finanziert.