Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Deutschen Umweltpreis 2024 an die Moorforscherin Franziska Tanneberger und den Elektrotechnik-Ingenieur Thomas Speidel überreicht. Sie leisteten unersetzliche Beiträge, um dem Klimawandel und dem Verlust biologischer Vielfalt entgegenzutreten, sagte Steinmeier bei der Festveranstaltung am Sonntag in Mainz. Der Preis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ist mit insgesamt 500.000 Euro dotiert.
Pioniere könnten die Gesellschaft gerade in einer Demokratie für ihre neuen Ideen gewinnen, hob der Bundespräsident hervor. Eine Demokratie gebe visionären Pionieren die Gelegenheit, ihre Ergebnisse unter Beweis zu stellen und dann für alle nutzbar zu machen. Zudem sei es die Stärke der Demokratie, Sackgassen und Fehler zu korrigieren und für eine Lösung einen fairen Ausgleich auszuhandeln. „Es gibt keine Rechtfertigung für eine neue Faszination des Autoritären“, sagte Steinmeier und rief zur Stärkung der Demokratie auf.
Die Preisträger des Deutschen Umweltpreises 2024 stünden „für eine neue Mobilität und für eine neue nachhaltige Stabilität“, lobte der Bundespräsident. Der Elektrotechnik-Ingenieur Thomas Speidel habe eine Lösung für die Einführung einer flächendeckenden Elektromobilität gefunden. Seine Firma ads-tec Energy im württembergischen Nürtingen habe eine Technik erfunden, wie man in kürzester Zeit ein E-Auto aufladen könne. Das gehe auch an Orten, die kein ausgebautes Stromnetz für die Ladeinfrastruktur hätten. „Seine Charge-Box zapft das normale Stromnetz an und gibt dann, im Moment des Aufladens, in einem großen Rutsch eine so große Menge gesammelten Stroms ab, dass ein Auto in ungefähr zehn Minuten wieder aufgeladen ist“, sagte Steinmeier.
Speidel erklärte, dass die normale Aufladung eines Elektroautos sechs bis acht Stunden dauere. Dazu müssten für die herkömmlichen Ladestationen starke Stromkabel verlegt werden. Seiner Charge-Box hingegen sei an das normale Stromnetz angeschlossen und revolutioniere die Aufladung, da sie eine „batteriegepufferte Schnell-Ladesäule“ sei. Der Batteriespeicher lade sich fortwährend mit Energie aus Wind und Sonne auf und gebe sie bei Bedarf auf einen Schlag ab. „Wir sind der Zwillingsbruder der erneuerbaren Energien“, sagte der Ingenieur.
Die Moorforscherin Franziska Tanneberger habe nachgewiesen, wie bedeutend intakte Moore für ein gutes Klima und die Biodiversität seien, erläuterte Steinmeier. Die Co-Leiterin des Greifswald Moor Centrums setze sich für die Wiedervernässung der Moore ein, die dann viel Kohlendioxid speichern könnten. Zudem setze sie sich mit Landwirten auseinander, um neue Formen der Landwirtschaft zu entwickeln.
Moore machten rund vier Prozent der Landfläche Deutschlands aus, speicherten aber mehr Kohlenstoff als alle Wälder zusammen, erklärte Tanneberger. 98 Prozent der Moore seien entwässert worden, mit dem Abbau entweiche klimaschädliches Treibhausgas. Vier Prozent der Moore seien inzwischen wieder vernässt worden, dann werde Kohlenstoff gespeichert.
Der Deutsche Umweltpreis wird von der in Osnabrück ansässigen Deutschen Bundesstiftung Umwelt seit 1993 jährlich für Leistungen verliehen, die in vorbildhafter Weise zum Schutz der Umwelt beitragen. Unter den Preisträgern befinden sich die Meeresbiologin Antje Boetius, der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber und der Tierfilmer Heinz Sielmann. Im vergangenen Jahr erhielten den Preis die Klimaforscherin Friederike Otto und die Holzbau-Unternehmerin Dagmar Fritz-Kramer.