Sozial gut vernetzt und trotzdem einsam: Ein Viertel der jungen Menschen in Deutschland kämpft häufiger oder dauerhaft mit sozialer Isolation. Was mögliche Gründe sind.
Obwohl sie sozial gut vernetzt sind, fühlen sich offenbar viele junge Erwachsene in Deutschland einsam. Bei einer repräsentativen Umfrage gab knapp ein Viertel der Befragten 18- bis 25-Jährigen (24 Prozent) an, sich häufiger oder dauerhaft einsam zu fühlen, wie die Techniker Krankenkasse am Freitag in Hamburg mitteilte. Besonders betroffen sind junge Erwachsene in Großstädten ab 100.000 Einwohnern. Dort gaben 27 Prozent der Befragten an, sich einsam zu fühlen. In kleineren Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern waren es nur 21 Prozent. Vom 17. bis 23. Juni findet auf Initiative von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) eine Aktionswoche gegen Einsamkeit statt.
“Dauerhafte Einsamkeit kann psychisch krank machen”, warnte der Vorstandsvorsitzende der Kasse, Jens Baas. “Das Gefühl sozialer Isolation versetzt den menschlichen Organismus in Stress und dieser kann auf Dauer der Gesundheit schaden. Zu den Folgen können beispielsweise Angststörungen, Schlaflosigkeit und Depressionen gehören.” Chronische Einsamkeit könne auch körperliche Folgen haben. “So erhöht sich zum Beispiel bei dauerhafter Einsamkeit das Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Diabetes und auch Alzheimer.”
Die Umfrage zeigt zugleich, dass junge Erwachsene nach eigenen Angaben ein überwiegend gutes soziales Umfeld haben und eng verbunden sind mit ihrer Familie. So gab der Großteil der Befragten (93 Prozent) an, mindestens einen engen Freund zu haben. 90 Prozent pflegen einen engen und guten Kontakt zur Familie. Ebenfalls 90 Prozent sagten, mindestens ein Hobby zu haben, das sie erfüllt.
Eine Erklärung für das Einsamkeitsgefühl kann laut der Kasse die Coronapandemie sein. Auch digitale Medien wie Smartphone und Co. könnten Einsamkeitsgefühle verstärken. Eine weitere Erklärung könnten Phasen des Umbruchs wie ein Umzug oder der Beginn einer Ausbildung sein. In diesem Fall sei es besonders wichtig, bestehende Freundschaften bewusst zu pflegen, aber auch neue Kontakte zu knüpfen – zum Beispiel über Sportangebote, ehrenamtliches Engagement oder andere Hobbys, die in Gemeinschaft ausgeübt werden.
Mit der Umfrage hatte die Kasse das Meinungsforschungsinstitut Forsa beauftragt. Es befragte im Februar und März bundesweit 1.445 Personen.