Die meisten Deutschen sind queer-freundlich. Laut Studie des Markt- und Sozialforschungsinstituts Ipsos finden rund drei Viertel der Befragten, dass Lesben, Schwule und Bisexuelle (78 Prozent) sowie Transpersonen (75 Prozent) vor Diskriminierung geschützt werden sollten, etwa bei der Arbeit oder bei der Wohnungssuche. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zustimmung zu dieser Aussage jeweils um 5 Prozentpunkte gestiegen, teilte Ipsos am Dienstag in Hamburg mit. Anlass der Befragung in 26 Ländern ist der internationale „Pride Month“ Juni. Weltweit habe sich die Lage für LGBTQ-Personen in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert, in den USA habe die Ablehnung besonders stark zugenommen.
Im Gegensatz zu den meisten anderen befragten Ländern hat sich in Deutschland die Unterstützung für LGBTQ-Rechte in den vergangenen Jahren nicht verringert. Eine Ausnahme bilde die Frage nach Transpersonen im Leistungssport. Diese werden nur von 25 Prozent der Befragten befürwortet – ein Rückgang um sechs Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. 39 Prozent der Deutschen sprechen sich dagegen aus. Damit folge Deutschland einem globalen Trend: Auch hier sei die Zustimmung seit 2024 um fünf Prozentpunkte auf aktuell 22 Prozent gesunken.
Dagegen unterstützen 74 Prozent der Deutschen die Aussage, dass gleichgeschlechtliche Paare bei der Adoption von Kindern die gleichen Rechte haben sollten wie heterosexuelle Paare. 71 Prozent befürworten zudem, dass Homosexuelle legal heiraten dürfen, während sich nur zehn Prozent gegen jede Form der rechtlichen Anerkennung aussprechen.
Etwas verhaltener falle die Zustimmung aus, wenn es um konkrete Gesetze geht, die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verbieten: Jeder zweite Deutsche (49 Prozent) unterstützt solche Gesetze, 18 Prozent sprechen sich dagegen aus. Eine „dritte Option“ in offiziellen Dokumenten wie Reisepässen für Personen, die sich weder als weiblich noch als männlich identifizieren, werde ebenfalls von der Hälfte (52 Prozent) befürwortet, hieß es.
Laut Ipsos liegt in Deutschland der Anteil derjenigen, die sich selbst als lesbisch, schwul, bisexuell, trans, nicht-binär, pansexuell oder asexuell beschreiben, aktuell bei 12 Prozent. Deutschland liegt damit deutlich über dem globalen Durchschnitt von 9 Prozent. In Brasilien machen sexuelle Minderheiten 15 Prozent der Gesamtbevölkerung, das Land liegt damit global gesehen an der Spitze, gefolgt von Kanada (14 Prozent), Schweden und Chile (je 13 Prozent). In Polen, Kolumbien und Südkorea (je 5 Prozent) ordnen sich die wenigsten Menschen der queeren Community zu.
Anders als in Deutschland gerieten queere Menschen weltweit immer stärker unter Druck. In vielen der untersuchten Länder – allen voran in den USA – habe sich die Stimmung gegenüber der LGBTQ-Community merklich zugespitzt, hieß es. Weltweit unterstützten weniger als die Hälfte der Befragten (47 Prozent) offen zu ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität stehende LGBTQ-Personen. Das seien 8 Prozentpunkte weniger als 2021. In den USA sei dieser Wert im gleichen Zeitraum um 13 Prozentpunkte zurückgegangen und liege aktuell bei 43 Prozent.
Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich laut Studie bei der Beurteilung von Unternehmen, die sich aktiv für die Gleichberechtigung queerer Menschen einsetzen. Im weltweiten Durchschnitt sank die Unterstützung für LGBTQ-freundliche Marken in den vergangenen drei Jahren um acht Prozentpunkte auf aktuell 41 Prozent. Gleichzeitig sei die Ablehnung von 16 auf 23 Prozent gestiegen.
Bei den Einstellungen zu LGBTQ-Themen gibt es laut Ipsos weltweit große Unterschiede zwischen jungen Frauen und Männern der Generation Z (Jahrgänge 1996 bis 2012): Während die Akzeptanz und Offenheit gegenüber queeren Menschen bei jungen Frauen stetig zunimmt, werden Initiativen für die LGBTQ-Community von jungen Männern deutlich seltener befürwortet. So unterstütze eine Mehrheit der jungen Frauen offen lebende LGBTQ-Personen (59 Prozent) und queer-freundliche Marken (58 Prozent), während unter jungen Männern der Anteil der Unterstützer deutlich geringer ausfalle (38 Prozent, 34 Prozent).