Eine Fehlgeburt ist für Frauen eine traumatische Erfahrung, auch schon im frühen Stadium der Schwangerschaft. Eine Umfrage zeigt jetzt, dass eine Mehrheit der Bevölkerung deshalb eine Erweiterung des Mutterschutzes will.
Wer sein Kind vor der Geburt durch eine Fehlgeburt verliert, soll ein Recht auf Mutterschutz haben: Dieser Meinung ist die Mehrheit der Bevölkerung, wie aus einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag der mkk – meine krankenkasse hervorgeht. Online befragt wurden im November insgesamt 1.007 Personen ab 18 Jahren.
Demnach wünschen sich die meisten Menschen eine Reform der geltenden gesetzlichen Regelung. Die deutliche Mehrheit (86 Prozent) plädiert dafür, dass auch Frauen bis zur 23. Schwangerschaftswoche Anspruch auf eine gesetzlich geregelte Erholungszeit haben. Bisher gilt dies erst ab der 24. Schwangerschaftswoche.
Die Dauer des Mutterschutzes solle sich dabei an der Dauer der Schwangerschaft orientieren: Je länger die Frau schwanger war, desto länger soll auch Mutterschutz gewährt werden. Dieser sogenannte gestaffelte Mutterschutz wird derzeit auch vom Bundesrat und verschiedenen politischen Initiativen gefordert.
Zudem halten es fast neun von zehn Befragten (89 Prozent) für wichtig, dass mehr über die Auswirkungen von Fehlgeburten auf Frauen bekannt wird. Auch die Folgen für Männer, wie etwa eine später einsetzende Depression, seien zu wenig publik und sollten besser ergründet werden, finden 70 Prozent.
Laut internationalen Statistiken und Schätzungen des Berufsverbands der Frauenärzte hat etwa jede dritte Frau mindestens eine Fehlgeburt in ihrem Leben. Eine offizielle Statistik gibt es nicht: Aktuell bekommen Frauen, die ihre Kinder während der Schwangerschaft verlieren, erst dann Mutterschutz, wenn sie entweder die 24. Schwangerschaftswoche erreicht haben oder wenn das tote Kind mehr als 500 Gramm wog. Erst ab diesem Zeitpunkt sind Fehlgeburten auch meldepflichtig.
“Für die meisten Frauen ist eine Fehlgeburt ein totaler Schock und ein geplatzter Lebenstraum”, sagt Psychologin Kathryn Eichhorn, die die psychischen Folgen von Fehlgeburten untersucht. Hinzu komme häufig das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.
Mutterschutz auch nach frühen Fehlgeburten sei deshalb “überfällig”, findet die Forscherin. Wichtig sei aber, dass er freiwillig bleibe: “Es gibt auch Frauen, die Arbeit in so einer Situation als stützend empfinden. Sie lenkt ab und stärkt die Selbstwirksamkeit, die gegen das Ohnmachtsgefühl hilft, das viele haben. Zudem wolle auch nicht jede Frau offenbaren, dass sie schwanger gewesen sei und das Kind verloren habe.”