Millionen Menschen zocken täglich und wollen darauf nicht mehr verzichten. Das Militär wirbt inzwischen gezielt um Gamerinnen und Gamer. Eine Umfrage benennt aber auch die Gefahr einer Abstumpfung.
Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland spielt laut einer Umfrage zumindest hin und wieder elektronische Spiele (52 Prozent). Knapp die Hälfte (45 Prozent) stimmt der Aussage zu: “Ich kann mir ein Leben ohne Video- und Computerspiele nicht mehr vorstellen”, wie eine am Dienstag vorgestellte Umfrage des Digitalverbandes Bitkom zeigt. Am höchsten ist der Anteil der Zockerinnen und Zocker demnach unter der jüngsten befragten Altersgruppe: 87 Prozent der 16- bis 29-Jährigen nutzen Games.
Das Geschlechterverhältnis unter den Gamern und Gamerinnen hat sich längst angeglichen, wie es weiter heißt – Frauen zocken im Schnitt sogar 20 Minuten mehr am Tag, nämlich 2,2 Stunden (Männer: 1,9 Stunden). Auch in der Altersgruppe 65 plus sei inzwischen jede und jeder Fünfte (20 Prozent) gelegentlich an der Konsole oder am PC spielend anzutreffen. Zugenommen habe zudem die Nutzung von Virtual-Reality-Brillen: 37 Prozent nutzen sie inzwischen; vor drei Jahren waren es noch 33 Prozent.
Insgesamt werden demnach täglich im Schnitt zwei Stunden mit Gaming verbracht; nur wenige Befragte (7 Prozent) kommen auf fünf Stunden oder mehr am Tag. Dieser Wert bleibt laut Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder seit Jahren ungefähr gleich. Der Corona-Effekt, also eine Tendenz zu mehr Spielzeit während der Pandemie, habe sich inzwischen wieder normalisiert. Zugleich nannte gut jeder Dritte (37 Prozent) eine mögliche Abhängigkeit junger Menschen als größte Gefahr durch Videospiele.
Zugleich sehen viele Befragte auch Chancen im Gaming. Dass man etwa die Problemlösungskompetenz trainiere, nannten 53 Prozent der Gamerinnen und Gamer als positiven Effekt – unter denen, die keine Videospiele nutzen, genau ein Drittel (33 Prozent). Auch die Reaktionsgeschwindigkeit lasse sich schulen oder verbessern (40 bzw. 24 Prozent), ebenso Konzentration (39 bzw. 24 Prozent) sowie Kreativität (34 bzw. 21 Prozent).
Etwa jede und jeder Fünfte vertrat die Ansicht (19 Prozent), dass Games auch Fähigkeiten vermitteln können, die im Kriegsfall gebraucht werden. Auf Messen wie der Gamescom, die am 20. August in Köln beginnt, ist seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine auch die Bundeswehr vertreten. In der Ukraine selbst rekrutiert das Militär talentierte Gamer, unter anderem zur Steuerung von Drohnen. Entsprechende Simulations- oder Shooter-Spiele könnten junge Menschen auch hierzulande für das Militär begeistern, sagte ein gutes Drittel der Befragten (34 Prozent).
Diese Entwicklung wird indes differenziert bewertet: Die Hälfte (50 Prozent) äußerte die Befürchtung, dass Menschen abstumpfen könnten, wenn sie Kriegsspiele spielen. 43 Prozent halten es demnach für sinnvoll, wenn die Bundeswehr für Ausbildungszwecke eigene Videospiele entwickeln würde. – Den Angaben zufolge wurden 1.209 Personen ab 16 Jahren in Deutschland repräsentativ befragt, darunter 626 Gamerinnen und Gamer.