Artikel teilen

Umfrage: Fast die Hälfte der Minderjährigen mit Pornos in Kontakt

Einer Umfrage der Medienanstalt NRW zufolge ist fast die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen bereits mit pornografischen Darstellungen konfrontiert gewesen. Die repräsentative Umfrage unter knapp 3.000 Kindern zwischen elf und 17 Jahren zeige, dass der Kontakt zu Pornos deutlich vor dem Erreichen der Volljährigkeit stattfinde, teilte die Landesmedienanstalt am Mittwoch in Düsseldorf mit. Die Umfrage mache zudem deutlich, dass Minderjährige nicht nur „Konsumenten“ seien. Kinder und Jugendliche stellten auch immer öfter selbst pornografisches Material her und verschickten es. Das Phänomen sei als „Sexting“ etwa bei mobiler Kommunikation und auf Social Media bekannt.

„Für Eltern oder Lehrkräfte, die in Zeiten von dunklen Videotheken oder meinetwegen DVDs auf dem Schulhof aufgewachsen sind, ist es schwer vorstellbar, wie einfach Kinder und Jugendliche heute an Pornografie kommen“, erklärte Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW. Vor allem könnten sich viele Eltern kaum vorstellen, dass ihre Kinder solches Material selbstständig verschicken. Aber die Studie zeige eindeutig, dass dies passiert.

Die Umfrage, die die Landesmedienanstalt in dieser Form erstmals 2023 durchführte, zeige, dass im aktuellen Jahr mit 42 Prozent deutlich mehr Kinder und Jugendliche angaben, bereits einen Porno gesehen zu haben. Im Vorjahr 2023 waren dies 35 Prozent. Diese Entwicklung sei unter anderem deshalb besorgniserregend, weil nur bei den bei elf- bis 13-jährigen Jungen und Mädchen eine Zunahme von 19 auf 23 Prozent zu verzeichnen sei. Bei den 14- bis 17-jährigen Mädchen sei der Anteil von 45 auf nunmehr 42 Prozent abnehmend. Bei den Jungen in dieser Altersgruppe sei er mit 59 Prozent gleich geblieben.

Der Erstkontakt mit pornografischen Darstellungen erfolge oft unfreiwillig und zufällig, meist im Alter von zwölf bis 15 Jahren, lautet ein Befragungsergebnis. Diese Altersspanne entspreche der beim ersten Sexting. Die Landesmedienanstalt unterstrich, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen frühem Pornokonsum und dem Kontakt mit Sexting nicht nachgewiesen werden könne. Der Verdacht liege jedoch nahe. Mit 42 Prozent habe fast die Hälfte der Befragten angegeben, dass sie durch Pornos zu ihrem Sextingverhalten inspiriert worden seien.

In der aktuellen Umfrage gab ein Viertel (25 Prozent) an, bereits eine Sexting-Nachricht erhalten zu haben. Im vergangenen Jahr waren es 21 Prozent. Befragte sendeten häufiger Sexting-Nachrichten an Personen, die sie nicht persönlich kennen. Ihr Anteil stieg von elf auf 27 Prozent, bei der Weiterleitung von Pornos an Unbekannte stieg der Anteil von sechs auf 28 Prozent.

Die Medienanstalt verweist auf die wachsende Dominanz von WhatsApp als Sexting-Plattform. Kinder würden „unvorsichtiger“. Durch die Funktion des Gruppenchats gebe es einen generellen Anstieg an Kommunikation mit nicht bekannten Personen.