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Umfrage: Drei von vier Deutschen wollen wieder eine Wehrpflicht

Wehrpflicht ja, leichtfertige Ansagen nein: Die Menschen in Deutschland bewerten die Sicherheitslage offenbar differenziert. Auch in den verschiedenen Altersstufen wird eine mögliche Wehrpflicht unterschiedlich bewertet.

Mehr Menschen befürworten eine Wiedereinführung der Wehrpflicht: 73 Prozent erklärten in einer aktuellen Umfrage dass Deutschland mehr Soldaten benötige, die im Ernstfall das Land verteidigen. Knapp zwei Drittel (62 Prozent) sagten laut am Donnerstag veröffentlichten “ARD-Deutschlandtrend” zudem, Deutschland müsse kriegstüchtig werden, um den Frieden in Europa zu sichern. Zugleich stimmte eine Mehrheit (57 Prozent) der Aussage zu: “Es macht mir Angst, wie leichtfertig in Deutschland über Kriegstüchtigkeit geredet wird.”

55 Prozent sprachen sich konkret für einen Wehr- und Zivildienst aus, der für Frauen und Männer gleichermaßen gilt; dies sind den Angaben zufolge zehn Prozent mehr als im April. Weitere 18 Prozent forderten die Wiedereinführung der Wehrpflicht nur für Männer. Ein knappes Viertel (23 Prozent) ist der Meinung, der Wehr- und Zivildienst sollte weiter ausgesetzt bleiben, so wie es seit 2011 gilt – ein Prozent mehr als im April.

Unterschiede zeigten sich bei den Altersgruppen: Zwar ist bei den 18- bis 34-Jährigen demnach jeder Zweite (51 Prozent) für die Wiedereinführung der Wehrpflicht; zugleich sind überdurchschnittlich viele (45 Prozent) dagegen. Deutlicheren Rückhalt bekommt eine Rückkehr zum Wehr- und Zivildienst bei den 35- bis 49-Jährigen (72 Prozent), den 50- bis 64-Jährigen (85 Prozent) und den Über-65-Jährigen (78 Prozent). – Das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap befragte 1.312 Wahlberechtigte, wie es hieß.

Ein weiteres Thema war die Gerechtigkeit im Land: Für knapp zwei Drittel der Befragten geht es hierzulande demnach eher ungerecht zu. Als Grund wurde am häufigsten die weit geöffnete Schere zwischen Arm und Reich genannt (22 Prozent). Darauf folgten die Steuer- und Abgabenbelastung (13 Prozent), ein zu geringer Abstand zwischen Lohn- und Sozialleistungsniveaus (13 Prozent) sowie eine “Bevorzugung von Ausländern / Asylbewerbern” – so formulierten es laut Angaben elf Prozent der Befragten.

Als wichtigste Aufgabe für die Politik wurden Einwanderung und Flucht genannt – von einem Drittel (33 Prozent). An zweiter Stelle steht demnach die Wirtschaft mit 21 Prozent, danach das Thema soziale Ungerechtigkeit (16 Prozent). Dahinter folgen bewaffnete Konflikte (15 Prozent), Umwelt- und Klimaschutz (zwölf Prozent) sowie Rente und Alterssicherung (elf Prozent).

Gut ein Drittel der Befragten (35 Prozent) sprach sich darüber hinaus für schärfere Bürgergeld-Sanktionen aus – wie sie die Bundesregierung plant. Wenn arbeitsfähige Bürgergeld-Empfänger mehrmals eine zumutbare Arbeit ablehnen, kann ihnen nach derzeitiger Regelung für bis zu zwei Monate das Bürgergeld gestrichen werden. Jede und jeder Zweite (50 Prozent) bezeichnete diese Regelung als angemessen; zwölf Prozent erklärten, die Sanktionsmöglichkeiten gingen bereits zu weit.