In einer Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg empfanden fast alle Lehrkräfte ihre Arbeitsbelastung als „eher hoch“ oder „hoch“. An der Umfrage im Februar 2024 hätten in der Grundschule 1.733 und in Sekundarstufe I ab der fünften Klasse 1.406 Lehrkräfte teilgenommen, teilte der Interessenverband am Montag in Stuttgart mit. Er hat nach eigenen Angaben im Bildungsbereich über 18.000 Mitglieder.
Es sei höchste Zeit, „auf die Sorgen und Nöte der Lehrerinnen und Lehrer vor Ort einzugehen“, sagte der Landesvorsitzende des VBE Baden-Württemberg, Gerhard Brand. An den Grundschulen sahen 98 Prozent der Teilnehmer ihre Arbeitsbelastung als „eher hoch“ oder „hoch“ an, an der Sekundarstufe I waren es 99 Prozent. Unter den Mehrfachnennungen, wie der Ausfall von Kollegen aufgefangen wird, war „Mehrarbeit“ bei rund 80 Prozent der Befragten die häufigste Antwort. Die Antworten zeigen laut Brand, dass Lehrkräfte entlastet werden müssten, unter anderem durch eine ausreichende Krankheitsreserve.
Die Stimmung der Lehrkräfte an den Grundschulen ist deutlich besser als in der Sekundarstufe I. Während an der Grundschule 63,5 Prozent der Befragten die Stimmung als „eher gut“ oder „gut“ einschätzten, waren es ab der fünften Klasse aufwärts nur 46,8 Prozent. Trotz der Belastung üben etwa 78 Prozent der Grundschullehrkräfte und 67,4 Prozent in der Sekundarstufe 1 ihren Beruf „eher gern“ oder „sehr gern“ aus. Der Anteil der Lehrkräfte, die ihren Beruf anderen weiterempfehlen würden, ist aber deutlich geringer. An der Grundschule liegt die Weiterempfehlungsquote bei 54 Prozent, in der Sekundarstufe I nur bei rund 40 Prozent. Sechs von zehn Lehrkräften in der Sekundarstufe 1 würden ihren Beruf „wahrscheinlich nicht“ oder „nicht“ weiterempfehlen.
Was belastet Lehrkräfte besonders? 69 beziehungsweise 73 Prozent kämpfen mit heterogenen Klassen, ähnlich viele Lehrkräfte mit Disziplinproblemen der Kinder und Jugendlichen. Mit der Umsetzung der Inklusion an den Schulen waren etwa 70 Prozent an der Sekundarstufe I und 62 Prozent an den Grundschulen „unzufrieden“ oder „eher unzufrieden“. Insgesamt beurteilten die Lehrkräfte die Bildungspolitik der Landesregierung in der Grundschule mit der Schulnote 4,5 und in der Sekundarstufe 1 mit der Note 4,7. (0742/08.04.2024)