Die Haredim, wie ultraorthodoxe Gläubige in Israel auch genannt werden, konnten sich bisher dem Militärdienst entziehen. Damit soll nun Schluss sein. Doch die Betroffenen sind nicht einverstanden.
Tausende ultraorthodoxe Juden haben am Donnerstag in Jerusalem gegen ein Urteil des Obersten Gerichts zur Einberufung zum Militärdienst demonstriert. Vor einem Rekrutierungsbüro der israelischen Armee zeigten sie Schilder mit der Aufschrift “Die israelischen Behörden verfolgen Thora-Gelehrte” und “Ins Gefängnis – und nicht in die Armee”. Berichten zufolge kam es zu Zusammenstößen zwischen den Demonstranten und der Polizei.
Hintergrund des Streit ist eine Praxis, mit der sogenannte Haredi-Männer im wehrfähigen Alter bisher einer Einberufung entgehen konnten: Sie schrieben sich für ein Religionsstudium ein und erwirkten immer wieder Dienstaufschub. Diese De-facto-Befreiung vom Militärdienst und die staatlichen Stipendien, die viele solcher Studenten erhalten, sorgen schon lange für Unmut in der Bevölkerung. Dies verstärkte sich noch einmal seit Beginn des Nahost-Kriegs.
Nachdem die Regierung wiederholt Pläne für eine Erhöhung des Rekrutierungsalters ultraorthodoxer Wehrpflichtiger verzögert hatte, trat zum 1. April eine Verfügung des Obersten Gerichts in Kraft. Sie untersagt staatliche Stipendien für wehrpflichtige Vollzeit-Talmud-Studenten. Zudem wurde das Militär angehalten, von nun an auch diese bisher weitgehend befreiten Studenten einzuziehen. Medienberichten zufolge sind derzeit etwa 63.000 Personen betroffen. Derzeit erhalten etwa 1.500 Talmud-Schulen eine Finanzierung für etwa 56.500 von ihnen.