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Über 900 Jahre alt – und nun wieder fast neu

Es ist vollbracht: Das Kloster Loccum ist einmal komplett durchsaniert worden – mit 35,8 Million das größte Bauprojekt der Landeskirche Hannovers. Freuen darf sich auch der Pastoren-Nachwuchs auf sein neues Predigerseminar.

Endlich fertig: Arend de Vries, Prior des Klosters Loccum, vor dem sanierten Gebäude
Endlich fertig: Arend de Vries, Prior des Klosters Loccum, vor dem sanierten GebäudeJens Schulze / epd

Loccum/Kr. Nienburg. Matthias Wilke strahlt über das ganze Gesicht, als er über die Holzdielen des neuen, hellen Klosterflures schreitet. „Man kann sich nichts Schöneres vorstellen, als diese Räume einleben zu dürfen“, sagt der 48-jährige Theologe. Erst vor drei Monaten hat er im Kloster Loccum bei Nienburg seine neue Stelle als Studiendirektor für die Ausbildung angehender Pastoren angetreten. Und jetzt hat er dafür gleich nagelneue Räume zur Verfügung. Denn die hannoversche Landeskirche hat das 1163 von Zisterzienser-Mönchen gegründete Kloster für 35,8 Millionen Euro komplett durchsanieren lassen.

Vier Jahre haben die Sanierungsarbeiten gedauert. In dieser Zeit war das Kloster eine große Baustelle, und das Leben dort musste fast vollständig pausieren. Doch seit Anfang November sind die Arbeiten so gut wie vorbei, und das Predigerseminar kann seinen Betrieb wieder in den alten Mauern aufnehmen. Mit einem Gottesdienst feiert das Kloster am Donnerstag den Neubeginn – die Predigt hält Landesbischof Ralf Meister, der auch Abt des Klosters Loccum ist. Und Matthias Wilke wird dann symbolisch den Schlüssel für die neu gestalteten Räume entgegennehmen.

Kloster mit Wlan

Die teils mittelalterlichen Gebäude zeigen sich nach der Sanierung mit einem völlig neuen, modernen Gesicht: Seminar- und Aufenthaltsräume mit Teeküche und Wlan, neue Zimmer mit Nasszelle für bis zu 75 Vikare, die früher zum Duschen zum Teil noch über den Flur mussten. Für ein gediegenes Ambiente sorgen zwischendurch Möbel aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Kachelöfen und historische Bilder, die schon im alten Predigerseminar ihren Platz hatten. „Das Kloster ist über 900 Jahre alt – und ist doch nun fast neu“, sagte der Prior des evangelischen Klosters und frühere Vizepräsident des Landeskirchenamtes in Hannover, Arend de Vries.

Blick in eines der Gästezimmer, in denen Vikare übernachten
Blick in eines der Gästezimmer, in denen Vikare übernachtenJens Schulze / epd

Besondere Attraktion für die Nachwuchstheologen: eine moderne Bibliothek im Ostflügel des Klosters mit rund 120.000 Büchern. In Leseräumen können sie sich nun ausgiebig in wissenschaftliche Literatur vertiefen, und in den Pausen lockt eine Spaziergang in „Priors Garten“ gleich nebenan, der ebenfalls komplett neu gestaltet wurde. Die Bibliothek soll zeitweise auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein.


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Bei den Sanierungsarbeiten habe sich die Landeskirche am historischen Grundriss des Klosters orientiert, erläutert der Baudirektor der Landeskirche, Werner Lemke: „Unser Leitgedanke war, die Anlage nach dem historischen Vorbild weiterzuentwickeln.“ Neues sei dort errichtet worden, wo früher schon Gebäude standen. Das gilt auch für die Bibliothek – sie entstand er der Stelle, wo 1815 ein Teil des Klosters abgerissen worden war. Beim Kloster Loccum handele es sich um ein „Baudenkmal von nationaler Bedeutung“, das es zu sichern gelte, betont Lemke.

Kosten deutlich über Kalkulation

Ursprünglich sollte die Sanierung nur 20 Millionen Euro kosten. Doch daraus wurde nichts – die Kosten sind deutlich gestiegen und liegen jetzt bei 35,8 Millionen Euro. „Wir haben nicht geahnt, was da auf uns zukommt“, sagt Prior de Vries. „Aber so ist das bei Altbauten: Wie es im Inneren eines Baus aussieht, entdeckt man erst, wenn man mit der Arbeit beginnt.“ In diesem Fall traten unter anderem massive Schäden an den Hölzern zutage, als die Wände und Decken geöffnet wurden. Einige Balken waren von Pilzen und Schadinsekten befallen, viele mussten ausgetauscht werden.

Auch der Brandschutz und gestiegene Baupreise hätten die Kosten in die Höhe getrieben, erläutert Oberlandeskirchenrat Adalbert Schmidt. So wurde die Klostersanierung zum größten Bauprojekt der hannoverschen Landeskirche in der Nachkriegszeit. Baudirektor Lemke ist sich jedenfalls sicher, dass die Grundsubstanz des Klosters nach der Sanierung noch lange halten wird, mindestens 100 Jahre: „Ich glaube, dass wir hier in den nächsten Jahrzehnten eine super Ausbildung gewährleisten können.“ (epd)