Das ging schnell. Kaum hatten die Terroristen der Hamas ihren Angriff auf Israel gestartet, verschwand eine weitere Katastrophe aus der öffentlichen Wahrnehmung: der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Dabei geht es dort seit dem 7. Oktober keineswegs friedlicher zu. Im Gegenteil: Der Krieg ist in den vergangenen Wochen eskaliert, sagt etwa der Kiewer Erzbischof Swjatoslaw Schewtschulk.
Das wirft eine Frage auf: Spenden die Deutschen weniger für die Ukraine, weil der Krieg aus den Nachrichten verschwunden ist? Ein Rundruf von evangelische-zeitung.de hat ergeben: Nein, es wird weiter gespendet. „Die Solidarität ist ungebrochen, sagt Dariush Ghobad von der Caritas. Das mache sich auch daran bemerkbar, dass viele Menschen für die Ukraine spenden würden. Der Ausfall einiger weniger Spenden macht sich als nicht so sehr bemerkbar.
Ukraine: Caritas sammelt zwei Millionen Euro
Überrascht war Dariush Ghobad nicht davon, dass der Einbruch ausgeblieben ist. Auch andere Katastrophen konnten dem Spendenaufkommen für die Ukraine nichts anhaben, etwa das schwere Erdbeben in Syrien und der Türkei im Februar. Was für die Opfer der Naturkatastrophe gespendet wurde, konnte die Caritas zusätzlich gewinnen.
Insgesamt hat die Caritas für die Ukraine in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Euro eingesammelt. Davon kauft die Hilfsorganisation vor allem Hilfsgüter wie Decken, Zelte oder Essen.
Johanniter wollen Spendenaufruf starten
Auch die Diakonie-Katastrophenhilfe spricht davon, dass die Spendenbereitschaft für die Ukraine weiterhin „sehr erfreulich“ sei. Allerdings liege sie auf einem deutlich niedrigeren Niveau als im ersten Jahr des Krieges. Mit dem Terrorangriff der Hamas habe das aber nichts zu tun, sagt Pressesprecher Thomas Beckmann, der auf Nachfrage keine konkreten Zahlen nennt.
Wer regelmäßig für die Diakonie-Katastrophenhilfe spendet, macht das meistens ohnehin laut Beckmann nicht zweckgebunden. So kann die Hilfsorganisation selbst entscheiden, wofür sie das Geld einsetzt – nämlich dort, wo es am dringendsten gebraucht wird.
Anders sieht es bei den Johannitern aus: „Ohne einen spezifischen Spendenaufruf gibt es keinen ständigen Spendenfluss für die Ukraine“, sagt Pressesprecherin Franka Biederstädt. Die Hilfsorganisation plant aber für Ende November einen Spendenaufruf zum Thema „Winterhilfe Ukraine“. Für Gaza registriert die Johanniter eine Zurückhaltung in Sachen Spenden. Frank Biederstädt vermutet, dass das mit der schwierigen Lage vor Ort zusammenhängt. „Wir haben momentan keine Möglichkeit, dort aktiv zu werden“, sagt sie.