Die Nachhaltigkeitsforscherin Carolin Bohn von der Universität Münster wirbt dafür, in der Weihnachtszeit mehr auf Klima- und Umweltschutz zu achten. Der überwiegende Teil der Bräuche zur Adventszeit sei potenziell mit Konsum verbunden, sagte Bohn dem Evangelischen Pressedienst (epd). Als Alternativen schlägt sie Zeitgutscheine oder „Spenden statt Schenken“ vor.
epd: Frau Bohn, aktuelle Umfragen zeigen, dass der Klimaschutz für die deutsche Bevölkerung mittlerweile ein wichtiges Thema geworden ist. Viele geben an, sie versuchten, im Alltag nachhaltiger zu handeln. Hat sich mit dem steigenden Klimabewusstsein auch die Einstellung gegenüber Weihnachten verändert, das als Fest der Verschwendung gilt?
Carolin Bohn: Obwohl das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz gewachsen ist, zeichnen sich laut Statistiken keine großen Veränderungen hin zu einem wirklich „nachhaltigen“ Weihnachtsfest ab. Und das liegt sicherlich auch daran, dass Weihnachten in vielerlei Hinsicht ein mit Konsum einhergehendes Fest ist und bleibt. Dabei geht es nicht nur um die Geschenke. Der ganz überwiegende Teil der Bräuche, die mit Weihnachten verbunden werden, ist potenziell mit Konsum verbunden: sei es der Kauf eines Weihnachtsbaumes, neuer Weihnachtsdekoration, das Weihnachtswichteln.
epd: Kein Fest rührt so viele Emotionen auf wie Weihnachten. Lieb gewonnene Familientraditionen werden gepflegt. Überlagert das die guten Vorsätze, vielleicht weniger zu schenken, auf den Tannenbaum zu verzichten oder ein vegetarisches Menü zu kochen?
Bohn: Hier spielen sicher viele Faktoren eine Rolle, darunter auch Emotionen. Traditionen vermitteln uns Sicherheit, ein Gefühl von Heimat und gerade in diesen Zeiten, in denen so viele furchtbare Nachrichten belasten und Angst machen, auch einen gewissen Trost. Da ist die Hürde, genau diese Traditionen infrage zu stellen, selbstverständlich groß. Darüber hinaus sind natürlich noch andere Faktoren mit ursächlich dafür, dass es trotz guter Absichten oft nicht gelingt, Weihnachten „nachhaltiger“ zu feiern.
epd: Schenken macht vielen Menschen Freude, ist aber nicht zwingend mit materiellen Dingen verbunden. Haben Sie Vorschläge?