Der bewaffnete Kampf gegen die Junta geht auch in dieser Woche mit unvermindeter Härte weiter. Die Folgen für die Bevölkerung sind katastrophal. Die UNO verlangt eine allseitige Achtung des humanitären Völkerrechts.
In Myanmars Hauptstadt Yangon sind viele hundert Menschen zur Beerdigung von Tin Oo zusammengekommen. Der 97-Jährige gehörte zu den wichtigsten prodemokratischen Politikern. Als enger Verbündeter von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi war er ein Mitbegründer ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD). Die Trauerfeier am Mittwoch sei die größte öffentliche Versammlung in der Stadt seit den massiven Anti-Putsch-Protesten vor drei Jahren gewesen, berichtet das Nachrichtenportal Myanmar Now.
“Obwohl der Trauerzug im Vergleich zu diesen Demonstrationen der öffentlichen Empörung klein war, erinnerte er an eine Zeit, als politische Meinungsäußerung in Myanmar noch möglich waren”, schreibt es. Unter den Teilnehmern waren demnach auch Familienangehörige inhaftierter Politiker, seit dem Putsch von 2021 nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehene NLD-Mitglieder sowie Diplomaten aus China, Indien und Japan.
Tin Oos Leben war seit der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien 1948 eng mit dessen Geschichte verflochten. Als Oberbefehlshaber der Streitkräfte unter Ex-Diktator Ne Win war der charismatische Mann unter den Soldaten populär. 1976 wurde Tin Oo aus politischen Gründen abgesetzt und inhaftiert. Nach seiner Entlassung lebte er zunächst als buddhistischer Mönch, bevor er 1988 beim Volksaufstand gegen die Diktatur zusammen mit Suu Kyi die NLD gründete.
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich tief besorgt über die zunehmende Gewalt im Land. Er verurteile aufs Schärfste die jüngsten Angriffe des myanmarischen Militärs, bei denen laut Berichten viele Zivilisten getötet wurden, erklärte sein Sprecher am Donnerstag. Guterres forderte alle Konfliktparteien zum Schutz der Zivilbevölkerung in Einklang mit dem humanitären Völkerrecht auf.
Angesichts des weiter eskalierenden Bürgerkriegs und der sich verschlechternden humanitären Lage für Millionen Menschen forderte die Welternährungsorganisation WFP via X (Freitag), die internationale Gemeinschaft müsse ihre Unterstützung für die Bevölkerung Myanmars dringend verstärken. Nach Angaben des WFP sind in Myanmar inzwischen drei Millionen Menschen binnenvertrieben; eine Million davon seien allein in den vergangenen sechs Monaten geflohen.
Bei einem Erdrutsch in einer Mine zum Abbau Seltener Erden in Kachin kamen unterdessen mindestens sieben Menschen ums Leben. Das Unglück ereignete sich in Pangwa im Township Chipwi an der Grenze zu China, wie das Nachrichtenportal Irrawaddy berichtete.