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Trauer um gestorbenen Bonner Stadtdechanten Wolfgang Picken

Wolfgang Picken, bundesweit bekannter Stadtdechant von Bonn, ist tot. Er war Mitglied des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg. Und hatte sich auch nach der tödlichen Attacke gegen den 17-jährigen Niklas engagiert.

Der auch bundesweit bekannte Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken ist tot. Das teilten das Katholische Stadtdekanat Bonn und die Münsterpfarrei Sankt Martin, an der Picken tätig war, am Samstag mit. Demnach starb Picken am selben Tag “nach einer kurzen, aber hochaggressiven onkologischen Erkrankung” – einen Tag vor seinem 57. Geburtstag. Seit Sonntag können Trauernde in der Krypta der Münsterbasilika am Sarg Abschied nehmen. Ein Termin für die Beerdigung war zunächst nicht bekannt.

Picken war auch Mitglied der bundesweiten Synodalversammlung zur Zukunft der katholischen Kirche. Vor knapp einem Jahr hatte er allerdings sein Mandat niedergelegt. Die Synodalversammlung ist das höchste beschlussfassende Gremium des Reformprojekts Synodaler Weg.

Auch hatte er sich nach der tödlichen Attacke gegen den 17 Jahre alten Niklas in Bad Godesberg öffentlich gegen Gewalt engagiert und die Familie des Jugendlichen begleitet. 2016 war Niklas durch einen Schlag und einen Tritt gegen den Kopf so schwer verletzt worden, dass er eine Woche später starb. Daraufhin wurde in Bonn der “Runde Tisch Gewaltprävention” gegründet, mit dabei war auch Picken.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, zu dessen Erzbistum Bonn gehört, reagierte mit großer Betroffenheit. Als Pfarrer, Stadtdechant sowie als Priester und Seelsorger sei Picken “allzeit ein engagierter Streiter für den Glauben und für die Gläubigen” gewesen, erklärte Woelki auf der Internetseite des Erzbistums. Die Evangelische Kirche in Bonn und der Region drückte ebenfalls ihre Trauer aus. Superintendent Dietmar Pistorius erklärte, mit Picken verliere die Ökumene einen wichtigen Dialogpartner.

“Im Gebet und in Gedanken sind wir bei seiner Familie und bei den vielen Menschen, die sein so plötzlicher Tod sprachlos zurücklässt”, hieß es vonseiten des Stadtdekanats und der Pfarrei. Man sei erfüllt von “unfassbarem Schmerz und großer Trauer”. Es wurde gebeten, von weiteren Rückfragen zurzeit Abstand zu nehmen. Picken hatte in den vergangenen Jahren die Sanierung der Basilika mit vorangetrieben.

Picken hatte in Bonn, Rom und Köln Katholische Theologie, Philosophie sowie Politik- und Sozialwissenschaften studiert. Weitere Studien absolvierte er als Seminarist im römischen “Collegium Germanicum et Hungaricum”. 1993 weihte ihn Kardinal Joachim Meisner zum Priester. 2019 wurde er in das Amt des Stadtdechanten von Bonn und des Pfarrers der Münsterbasilika eingeführt. Im selben Jahr erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Picken war Mitglied der Konferenz der Stadt- und Kreisdechanten, Mitglied im Priesterrat und dem Diözesanpastoralrat im Erzbistum Köln. 2023 hatte er einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät der Uni Bonn.

Als Picken, der dem eher konservativ geprägten Spektrum zugerechnet wurde, vor knapp einem Jahr sein Mandat in der Synodalversammlung niederlegte, beklagte er eine fehlende Offenheit der Debatten bei dem 2019 gestarteten Reformdialog. Zahlreiche Reformvorschläge könne er nicht mittragen. Picken gehörte auch zu den Gegnern der von Kardinal Woelki vorangetriebenen Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT).