Vertreter aus Kirche und Caritas haben den gestorbenen Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken gewürdigt. Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine äußerte sich erschüttert angesichts des plötzlichen Todes von Picken. In einem Interview mit dem Bistumssender „domradio.de“ betonte Kleine am Sonntag, er habe Picken stets als engagierten Seelsorger und Aktiven in vielen Bereichen erlebt, vor allem für das Gemeinwohl in der Stadt Bonn. Picken war am Samstag nach kurzer und schwerer Krankheit gestorben.
Aus seiner konservativen theologischen Grundhaltung habe Picken nie einen Hehl gemacht, sagte der Kölner Stadtdechant. „Beim Synodalen Weg kamen wir nicht überein.“ Aber was die Kritik etwa an der von Kardinal Rainer Maria Woelki favorisierten katholischen Hochschule für die Priesterausbildung in Köln oder auch am Umgang in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle betraf, sei es ihm immer darum gegangen, „dass wir als Kirche glaubwürdig sind und glaubwürdig werden“, betonte Kleine. Der Theologe erinnerte zudem an gemeinsame biografische Stationen, wie etwa die gemeinsame Priesterweihe im Kölner Dom vor 30 Jahren. Als Dechanten hätten sie in vielen Gremien und Konferenzen konstruktiv und vertrauensvoll zusammengearbeitet, sagte Kleine.
Der Bonner Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider würdigte Pickens Engagement für die Caritas, deren Ratsvorsitzender er war. Bereits in den Jahren als Pfarrer im Bonner Stadtteil Bad Godesberg sei es Picken wichtig gewesen, „dass die Caritas glaubwürdig und als wirksame katholische Akteurin einer sozialen und solidarischen Stadtgesellschaft handelt“, erklärte Schneider am Sonntag. Vorhaben, die die Teilhabe benachteiligter Menschen in der Stadt Bonn fördern, habe er konsequent unterstützt. Der Caritasverband verliere mit Picken einen hochgeschätzten Partner, die Stadt Bonn einen „hochengagierten und streitbaren Kirchenmann und Priester“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Caritasrats, Klaus Martin Klassen.
Auch die evangelische Kirche in Bonn und der Region trauert um Picken. Der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius erklärte, die evangelischen Christen in der Stadt seien in der Trauer eng verbunden mit den katholischen Christen. „Mit Wolfgang Picken verliert die römisch-katholische Kirche in Bonn einen überzeugten und überzeugenden Botschafter ihres Glaubens, die Stadtgesellschaft eine profilierte und streitbare Stimme, die Ökumene und die evangelische Kirche in Bonn einen wichtigen Dialogpartner und ich selber einen vertrauten Weggenossen.“ Er werde die Spiritualität Pickens, den Scharfsinn, seinen Ideenreichtum, aber auch seinen Humor vermissen.
In einem geistlichen Wort, das nun auf „domradio.de“ veröffentlicht wurde, blickte Picken bereits im November auf seinen bevorstehenden Tod: „Was manchem wie ein verfrühter Tod erscheinen mag, ereignet sich zu einem Zeitpunkt, an dem manches zu einem guten Abschluss kommen konnte und viele Ziele erreicht sind“, schrieb er. Picken verwies in dem Text unter anderem auf die abgeschlossene Generalsanierung des Bonner Münsters, auf den wachsenden Zuspruch der dortigen Gottesdienste, die positive Resonanz auf alternative Veranstaltungsformate in der Basilika und auf die Arbeit des Jugendpastoralen Zentrums. „Dass ich jetzt loslassen soll, wirkt deshalb fast wie gefügt.“