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Touristenboom in Israel

Christen machen den Löwenanteil am gegenwärtigen Touristenboom in Israel aus, darunter viele Pilger. Außerdem investierte die Regierung Millionen Euro ins Marketing.

Erstmals kamen im vergangenen Jahr vier Millionen Touristen nach Israel, 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Aufwärtstrend hält ungebrochen an. Im Januar wurden elf Prozent mehr Urlauber registriert als im Vorjahresmonat. Innerhalb der letzten beiden Jahre ist laut Tourismusminister Yariv Levin die Zahl der Urlauber um 38 Prozent gestiegen, ein Plus von 1,1 Millionen.
Der christliche Tourismus hat einen beachtlichen Anteil am Rekordergebnis. Mehr als die Hälfte der Feriengäste sind Christen. 2018 machten sie 56 Prozent aller Reisenden aus. Davon waren 41 Prozent katholisch, 27 Prozent protestantisch und 28 Prozent orthodox. 19 Prozent bezeichnen sich in einer Umfrage des Ministeriums als Pilger.

Deutlich günstigere Flüge von Europa nach Tel-Aviv

Der Boom ist das Resultat einer gezielten Politik, die Attraktivität Israels als Feriendestination zu erhöhen. So hat die Regierung umgerechnet 90 Millionen Euro ins Marketing investiert. Die mit der EU im März 2012 vereinbarte Liberalisierung des Luftverkehrs hat zu einer deutlichen Verbilligung der Flüge zwischen Tel Aviv und Europa geführt. Alle EU-Airlines dürfen jetzt von jedem Flughafen Israel anfliegen, und israelischen Luftfahrtgesellschaften ist es erlaubt, in Europa sämtliche Destinationen anzufliegen.
Zum Rekordergebnis haben auch Verbilligungsaktionen für Airlines beigetragen, die im Süden des Landes landen. Wenn sie nach Eilat fliegen, haben sie in der Wintersaison für jeden Passagier Anspruch auf eine Subvention von 60 Euro. Wer mehr als 14 Flüge pro Woche anbietet, wird mit einem Bonus belohnt. Die Regierung hat dafür im vergangenen Jahr acht Millionen US-Dollar budgetiert.

Der ökonomische Anreiz zahlt sich aus. Gab es vor vier Jahren erst vier wöchentliche Direktflüge zwischen Europa und Eilat, buchten im vergangenen Winter rund 165 000 Touristen einen der 57 Flüge, die wöchentlich nach Eilat fliegen. Seit am 21. Januar der Flughafen Ramon, der 18 Kilometer nördlich von Eilat liegt, eingeweiht wurde, können nicht nur mehr, sondern auch größere Maschinen unweit des südisraelischen Badeorts landen. Der Flughafen ist für die Aufnahme von zwei Millionen Passagieren angelegt. Monetäre Lockvögel werden auch am Flughafen Ben-Gurion eingesetzt. Für das Eröffnen einer neuen Destination stellt die Regierung im Jahr 250 000 US-Dollar in Aussicht, falls es sich um wöchentliche Flüge während des Jahres handelt. Der Betrag soll Marketingausgaben für das Ferienland Israel decken.

Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft, wie ein Vergleich mit Griechenland zeigt. Für das vergangene Jahr weist die griechische Statistik 33 Millionen Touristen aus, also acht Mal mehr als Israel. Derzeit wäre Israel indessen nicht in der Lage, einen vergleichbaren Touristenandrang zu absorbieren. Um das Wachstumspotenzial realisieren zu können, seien derzeit 7500 neue Hotelräume geplant, sagen Experten.
Davon sollen 2000 allein in Tel Aviv entstehen, was das Angebot um 26 Prozent erhöhen wird. Um Personalengpässen in der Hotellerie entgegenzuwirken, will Israel zudem für 1000 philippinische Gastarbeiter Arbeitsbewilligungen ausstellen und hat neulich die Zulassung von 500 zusätzlichen Angestellten aus Jordanien beschlossen. Damit sollen nicht nur Engpässe behoben werden, sondern mittelfristig auch das Preis-Leistungsverhältnis der Hotels verbessert werden.

Im Mai erwartet Tel Aviv 20 000 Touristen zum Eurovision Song Contest. Die Hotelpreise reflektieren die Knappheit. Zimmer in Mittelklassehotels kosten während des Songfestivals bis zu 1300 Prozent mehr als üblich, berichten Brancheninsider. Selbst Jugendherbergen verdoppeln während des Musikwettbewerbs ihren Preis in der Stadt, die nie Pause macht. Sie zieht als Party-Stadt junge und nicht mehr so junge Touristen an. Auch wenn nicht gerade eine Konkurrenz um den besten Song stattfindet.