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Tödliche Migration in der Karibik

Ein offenbar aus Afrika aufgebrochenes Boot mit Migranten strandet Monate später in der Karibik. An Bord: die sterblichen Überreste von 14 Menschen – und Drogenpakete. Die Behörden sind alarmiert.

Es ist ein Fund, der selbst hartgesottene Retter an ihre Grenzen bringt: Ein weiß-rosa gestrichenes Migrantenboot strandet Anfang August an der Küste der Dominikanischen Republik. Das Außergewöhnliche an dem Fall: Es sind nur Skelette an Bord. Ein Hinweis darauf, dass dieses Boot nicht aus Kuba oder anderen Ländern der Region mit hohem Migrationsdruck stammt. Es muss offenbar viel länger unterwegs gewesen sein.

Inzwischen ist die Herkunft geklärt. Laut lokalen Medienberichten konnten die Behörden Knochen von 14 Menschen identifizieren. Gestartet ist das Boot den Ermittlungen zufolge wohl schon am 22. Januar in Mauretanien – im Nordwesten Afrikas. Damals sollen 77 Männer und Jungen an Bord gewesen sein, vier unter 16 Jahren.

Die spanische Flüchtlingshilfsorganisation “Caminando Fronteras” berichtet, diese Informationen basierten auf Aussagen von Familienangehörigen. Zudem führten wohl drei junge Afrikaner Ausweise bei sich, die im Boot gefunden worden seien. Seit dem 31. Januar hätten ihre Familien keine Nachricht mehr von den Vermissten erhalten.

Was danach passierte, ist Gegenstand von Spekulationen und Untersuchungen. Wollten die afrikanischen Migranten nach Europa, was die wahrscheinlichere Variante ist? Oder wollten sie gar eine Überfahrt nach Lateinamerika wagen, was auf eine neue Form der globalen Migration hindeuten würde? Fakt ist, das Boot, das im Januar in Nouakchott ablegte, wurde am 6. August rund 5.600 Kilometer entfernt von Fischern in Rio San Juan an der Nordküste der Dominikanischen Republik entdeckt.

Bei der Inspektion des gestrandeten Bootes machten die dominikanischen Behörden noch eine weitere Entdeckung: einen Rucksack mit zwölf Päckchen einer Substanz, vermutlich Kokain oder Heroin. Worum es sich genau handelt, soll jetzt die nationale Drogenfahndung ermitteln.

Hinzu kommt, dass sich solche Tragödien inzwischen häufen. Erst im April wurden in Brasilien neun Leichen an Bord eines “Cayuco” (Einbaum) entdeckt. In diesem Fall gab es anfangs laut Berichten 25 Passagiere. Gefunden wurde das gestrandete Wrack von Fischern an der Küste des Bundesstaates Para. Auch damals stammte das Boot aus Mauretanien.

Bereits im April meldeten spanische Helfer, dass allein im ersten Quartal 2024 Boote mit etwa 1.500 Insassen auf dem Atlantik spurlos verschwunden seien. Zuletzt hatten Migrantenboote aus Nouakchott und Nouadhibou mit insgesamt 279 Personen Mauretanien verlassen. Aufenthaltsort unbekannt.

Fast immer ist das Ziel in solchen Fällen Europa, doch Winde und Strömungen im Atlantik spülen sie bisweilen in Richtung Amerika. Dann werden die hilflos ins Nichts treibenden Boote zur Todesfalle. Mit der Zeit, so wird vermutet, werden verdurstete oder verhungerte Mitfahrer ins Meer geworfen. Das würde erklären, warum am Ende deutlich weniger Leichen an Bord gefunden werden.