Der Journalist, Dokumentarfilmer, Schriftsteller und Drehbuchautor Georg Stefan Troller ist tot. Er starb in der Nacht zu Samstag im Alter von 103 Jahren in Paris, wie zwei seiner Auftraggeber, ZDF in Mainz und „Die Welt“, am Samstag berichteten.
Zuerst hatte „Die Welt“, für deren Beilage „Die Literarische Welt“ Troller bis zuletzt als Kolumnist tätig war, unter Berufung auf seinen engsten Familienkreis über den Tod des als legendär geltenden Jahrhundertzeugen berichtet. Das Periodikum hat seinen Ursprung in der Weimarer Republik. Das ZDF, für das er mehr als zwei Jahrzehnte lang zahlreiche Prominente porträtierte, würdigte Trollers „’human touch’, den er als erster in das deutsche Fernsehen einführte“. Der Sender bezeichnete ihn als „Reporterlegende“.
Troller wurde am 10. Dezember 1921 in eine jüdische Wiener Familie hineingeboren und machte zunächst eine Ausbildung zum Buchbinder. 1938 musste er als Österreicher jüdischer Herkunft vor den Nazis fliehen und gelangte über Prag und Paris nach New York. 1943 wurde er laut „Welt“ in den USA zum Kriegsdienst eingezogen, „1945 kam er als amerikanischer Soldat nach Europa zurück, nahm an der Einnahme Münchens teil und begleitete die US-Armee als Dolmetscher bei der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau und bei der Vernehmung von Kriegsgefangenen“.
Ein erneuter Aufenthalt in seiner Heimatstadt währte dem Zeitungsbericht zufolge nicht lange. 1946 übersiedelte Troller erneut in die USA, studierte in New York unter anderem Theaterwissenschaft. 1949 brachte ihn ein Fulbright-Stipendium an die Universität Sorbonne in Paris. Die französische Hauptstadt „wurde und blieb seine Wahlheimat fürs Leben“, schreibt „Die Welt“. Vom ZDF hieß es: „Dort fand er seine Berufung als Kulturkorrespondent und Fernsehreporter.“
In den folgenden Jahrzehnten wurde er Paris-Korrespondent zunächst für den RIAS, dann für den WDR und das ZDF. Später folgten zahlreiche Buchveröffentlichungen. Seit Mai 2023 war Troller Ehrenmitglied der Schriftsteller- und Autorenvereinigung PEN Berlin.
Der Fernsehsender listete auf, Troller habe etwa 2.000 Interviews geführt und mehr als 170 Filme gedreht. Mit seinen Beiträgen für die ZDF-Sendereihe „Personenbeschreibung“ habe er „mit psychologischen Porträts von Menschen unterschiedlichster Herkunft neue Maßstäbe im Fernsehen“ gesetzt. Sein „unverkennbarer Stil“ habe ihn zum Vorbild ganzer Journalistengenerationen werden lassen.