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Titelkommentar Ewigkeitssonntag

Nichts ist für die Ewigkeit

Für eine kleine Zeit

Von Andreas Neumann

Vor einigen Wochen las ich: „Everything is for a while“. Alles ist nur für eine kleine Weile, ein Weilchen. Eine überschaubare Zeit. Kann auch eine kurze Zeitspanne sein. Jedenfalls nicht unendlich lange. Schon gar nicht für immer. Ich habe festgestellt, dass dieses kleine Sätzchen eine große Lebensweisheit enthält. Es ist, erstens, eine Einladung, alles Schöne im ­Leben, egal ob Dinge oder Beziehungen oder ­Erfahrungen voll zu genießen und nichts aufzusparen für später. Schon gar keine Liebe!

Nichts währt immer

Es ist, zweitens, die deutliche Warnung davor, ­Planungen, Vorhaben, den Besitz von Gütern oder auch von Fähigkeiten für immerwährend zu halten, sondern stets damit zu rechnen, dass etwas davon verlorengehen kann. Das führt dazu, dass wir alles mehr wertschätzen.

Es ist, drittens, ein deutlicher Hinweis darauf, dass alles nur geliehen ist. Anvertraut von Gott für eine von ihm bestimmte Zeit. Und so wie alle, die eine kleinere Wohnung als zuvor beziehen müssen, bestätigen werden, dass man sich dabei von vielen liebgewordenen Dingen trennen muss, so gilt das für alles: Du musst dich trennen. Du wirst nichts in die Himmel Gottes mitnehmen können. So sehr du dich auch dafür engagiert und angestrengt hast. So wichtig es dir auch sein mag. Soviel Geld du auch investiert ­haben magst. Das hilft dabei, allem das richtige Maß zukommen zu lassen. Es hilft dabei, sich nicht emotional abhängig zu machen von Lebensumständen, Gegenständen, Erinnerungstücken – ja sogar von Menschen. Auch von Menschen, die du lieb hast.

Es ist gut dafür, dich andererseits auch voll hinzugeben der Liebe, der Leidenschaft für einen Menschen oder ein Hobby. Es voll auszukosten und richtig gerne zu haben, ohne Skrupel und selbst auferlegte Fesseln. Der Satz gemahnt an unsere Endlichkeit, an die Vorläufigkeit alles Tuns und aller Werke, die wir in unserer irdischen Zeit auf der Erde vollbringen.

Wie gut, wie tröstlich, dass die Offenbarung des ­Johannes „das Buch des Lebens“ kennt, in dem alles festgehalten wird von und bei Gott. Wie gut, dass wir eine begründete Hoffnung haben, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern das ewige Leben auf uns wartet.

Ein liebender, gütiger Gott, der alles in ein milderes Licht tauchen wird. Und wir werden frei sein. Wartend auf die Auferstehung Jesu Christi. In der wird sich alles vollenden, was wir an Bruchstücken auf der Welt hinterlassen haben.

Andreas Neumann ist Pfarrer in der Gemeinde Drewitz-Kirchsteigfeld in Potsdam.