Endlich Urlaub.Doch für viele Angehörige von pflegebedürftigen Menschen bleibt das ein Traum. Dabei gibt es Angebote für eine Verschnaufpause.
Langsam wird es Zeit, den Sommerurlaub zu planen und Unterkünfte zu buchen. Besonders kompliziert kann das für Angehörige sein, die Menschen mit Demenz pflegen. Sie stehen oft vor ein Dilemma: Einerseits wäre eine Auszeit wirklich wichtig, andererseits gibt es die Verantwortung für einen Menschen, den man nicht für Tage oder Wochen allein lassen kann. Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative in Düsseldorf (AFI) hat deshalb am Dienstag Informationen zusammengestellt, wie ein möglicher Urlaub aussehen kann und welche finanziellen Hilfen in Anspruch genommen werden können. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) fasst sie zusammen.
Rund 84 Prozent der derzeit mehr als 5,5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause von An- und Zugehörigen gepflegt. Aber nur ein kleiner Prozentsatz erhält die Gelegenheit für eine Verschnaufpause, um die eigenen Batterien aufzuladen. Nicht einmal 132.000 Pflegebedürftige hätten über das Jahr 2023 verteilt eine Kurzzeitpflege genutzt, um zum Beispiel in den Urlaub zu fahren, teilten die Betriebskrankenkassen im vergangenen August mit.
Pflegende Angehörige, die allein eine Auszeit nehmen möchten, können währenddessen die Patientin oder den Patienten professionell betreuen lassen. Möglich ist das entweder in einer Pflegeeinrichtung oder zuhause in der gewohnten Umgebung. Die Dauer ist begrenzt, finanzielle Unterstützung gibt’s dabei von der Pflegekasse.
Für einen begrenzten Zeitraum von bis zu acht Wochen pro Jahr bieten Pflegeeinrichtungen so genannte Kurzzeitpflegeplätze an. Hier können an Demenz erkrankte Menschen stationär betreut werden. Die Pflegeversicherung unterstützt diesen Aufenthalt mit bis zu 1.854 Euro. Das Pflegegeld wird der oder dem Pflegebedürftigen ebenfalls bis zu vier Wochen in halber Höhe weiter ausgezahlt.
Wichtig bei der Kurzzeitpflege ist eine gute Vorbereitung, denn freie Plätze sind rar und Wartelisten lang, wie die Krankenkassen kritisieren. Um einen passenden Kurzzeitpflegeplatz zu finden, sollten Angehörige frühzeitig Kontakt mit Einrichtungen aufnehmen.
Die zweite Möglichkeit, sich eine Auszeit zu schaffen, ist die Verhinderungspflege. Anders als bei der Kurzzeitpflege wird die Patientin oder der Patient dabei zuhause betreut. Angehörige, Bekannte oder professionelle Pflegekräfte ersetzen den oder die pflegenden Angehörigen tage- oder stundenweise. Die Pflegekasse übernimmt bis zu 1.685 Euro pro Jahr für die Verhinderungspflege. Zusätzlich können bis zu 843 Euro aus nicht genutztem Budget der Kurzzeitpflege angerechnet werden, sodass insgesamt bis zu 2.528 Euro pro Jahr zur Verfügung stehen. Voraussetzung ist, dass die pflegende Person die Betreuung zuvor mindestens sechs Monate lang übernommen hat.
Ab dem 1. Juli werden die Budgets für Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege zusammengelegt, sodass für beide Leistungen zusammen bis zu 3.539 Euro zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wird die Höchstdauer der Verhinderungspflege von sechs auf acht Wochen verlängert. Die Verhinderungspflege kann künftig unmittelbar nach der Einstufung in Pflegegrad 2 oder höher in Anspruch genommen werden.
Gemeinsam in den Urlaub zu fahren, bietet sich vor allem im frühen bis mittleren Krankheitsstadium an. Wichtig ist laut Forschungsinitiative, dass die Patientin oder der Patient gut mit einem Ortswechsel und mit den damit verbundenen Abweichungen in der täglichen Routine zurechtkommt. Deshalb sollte am besten früh geplant und entsprechend gebucht werden. Tagesausflüge könnten gute Tests für gemeinsames Verreisen sein.
Urlaube mit an Demenz erkrankten Menschen können aus Sicht der Experten überaus positive Effekte haben: etwa eine größere Nähe zueinander oder das Schaffen neuer, gemeinsamer Erinnerungen. Die Erkrankten selbst erfahren, dass sie trotz Einschränkungen noch schöne Dinge erleben und neue Orte erkunden können. Bisherige Urlaube und persönliche Vorlieben können als Orientierung für die Auswahl eines Ziels dienen.
Die Initiative rät, Neues mit Gewohntem zu kombinieren. Menschen mit Demenz brauchten Routinen, um sich ruhig und sicher zu fühlen. Gewohnte Abläufe wie Mahlzeiten sollten auch auf Reisen beibehalten werden. Möglich sei, ein paar Kleinigkeiten von zuhause in die Reisetasche zu packen: Die Lieblingstasse, der Kissenbezug oder Familienfotos können in der fremden Umgebung zu vertrauten Ankerpunkten werden.
Wichtig ist, bei Problemen möglichst souverän zu bleiben. Zum Beispiel dann, wenn die ungewohnte Umgebung und neue Abläufe doch mehr Stress bereiten als gedacht. Selbst wenn gesundheitliche Probleme auftauchen oder eine vorzeitige Heimreise nötig ist: “Es zählt, dass Sie es gemeinsam versucht haben”, so die Forschungsinitiative.
Mittlerweile gibt es nach Einschätzung der Forschungsinitiative vermehrt Angebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Demenz-Patientinnen und -Patienten und ihre Angehörigen zugeschnitten sind. Während die Patienten und Patientinnen von geschultem Fachpersonal betreut werden, bleibt der Betreuungsperson Zeit für Entspannung und Freizeitangebote.