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Thomas Manns Lieblingsenkel Frido: Zum 85. Geburtstag neues Buch

Frido Manns Leben reicht für drei: mehrere Doktortitel, viele Bücher und eine berühmte Herkunftsfamilie. Auch mit 85 wird der Theologe, Psychologe und Musiker nicht müde, Lösungen der Probleme unserer Zeit zu suchen.

Frido Mann, “Lieblingsenkel” von Schriftsteller Thomas Mann (1875-1955), wird am Donnerstag 85 Jahre alt. Der Musiker, Psychologe, Theologe, Schriftsteller und Publizist wurde am 31. Juli 1940 im kalifornischen Exil der Familie Mann in Monterey geboren. Der Sohn von Michael Mann und Gret Moser wuchs überwiegend bei den Großeltern in den USA und Kilchberg (Schweiz) auf.

Im Frühjahr zog der Autor in die Schweiz, woher seine Mutter stammte und wo auch sein Sohn lebt. Dabei habe auch die politische Lage in Deutschland eine Rolle gespielt, sagte er im Januar der “Süddeutschen Zeitung”. Es werde “hier politisch immer ungemütlicher, je mehr Macht die AfD bekommt”, so der Autor. “Es gibt Kreise in der AfD, die sind zu allem fähig.”

Kürzlich legte Frido Mann sein Buch “Um der Güte und Liebe willen. Zehn Wege eines kämpferischen Humanismus” vor. Der Titel bezieht sich auf eines der berühmtesten Zitate aus Thomas Manns Roman “Zauberberg” (1924): “Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken”.

In einem NDR-Interview im Juni sagte Frido Mann mit Blick auf die Kriege in der Welt, er halte es nicht für ausgeschlossen, “dass wir durch die schiere Menge an Waffen, die wir Menschen selbst erschaffen haben, unseren eigenen Untergang herbeiführen”. Dennoch hoffe er weiter. “Denn es kann doch nicht das Ziel des menschlichen Geistes sein – dieses Geistes, der sich immerhin ein Stück weit über den animalischen Aspekt hinaus entwickelt hat -, dass alles am Ende durch Dummheit zerstört wird.”

Frido Mann studierte zunächst Musik in Zürich und Rom, dann Katholische Theologie und Philosophie in München. 1969 promovierte er über “Das Abendmahl beim jungen Luther”. Einen Lehrstuhl für Fundamentaltheologie in Münster schlug er aus und studierte stattdessen Psychologie; 1986 wurde er Professor in Münster, wo er bis 1990 das Institut für Medizinische Psychologie leitete.

In seinen literarischen Werken thematisiert er häufig die kosmopolitische Linie der Familie Mann bis zur brasilianischen Urgroßmutter Julia da Silva-Bruhns. Zu seinen Werken zählen “Professor Parsifal” (1985), “Terezin. Der Führer schenkt den Juden eine Stadt” (1994), seine Autobiografie “Achterbahn” (2008). 2017 veröffentlichte er mit seiner Frau Christine, einer Tochter des Physikers Werner Heisenberg, das Buch “Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik”.

Zur Religion hat Frido Mann ein spezielles Verhältnis. Auf Betreiben seines Großvaters in der Unitarischen Kirche in Los Angeles protestantisch getauft, wurde er später katholisch. 2009 trat er wieder aus, weil Papst Benedikt XVI. Mitglieder der umstrittenen Piusbruderschaft wieder in die Kirche aufgenommen hatte, darunter den Holocaust-Leugner Richard Williamson. Heute begreift sich Frido Mann nach eigenen Worten als überkonfessionell.