Die Theologin und Ethikerin Petra Bahr hat das Tanzverbot an stillen Feiertagen wie dem Karfreitag verteidigt. Dies sei ein wichtiges kulturelles Zeichen, sagte die evangelische Regionalbischöfin aus Hannover und Mitglied des Deutschen Ethikrats dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Auch in einer Gesellschaft, in der individuelle Überzeugungen und Präferenzen das Maß aller Dinge sind, braucht es gemeinsame Rhythmen. Feiertage gehören dazu, auch wenn sie unterschiedlich besetzt sind.“
„Was für die einen religiöse Bedeutung hat, ist für andere ein kulturelles Zeichen. Für wieder andere ist es lediglich eine arbeitsfreie Zeit“, fügte Bahr hinzu. Ohne kollektive Rhythmen und Übereinkünfte zerfalle die Gesellschaft in Einzelbedürfnisse, meint die Theologin. „Stille Feiertage“ gebe es nur, wenn der Alltag ausgesetzt sei.
Petra Bahr: Feiertage „die kulturelle Grammatik dieser Gesellschaft“
„Ist der Karfreitag eine Zumutung? Natürlich. Und das auch im religiösen Sinne. Sich dem Tod aussetzen, der menschlichen Verletzlichkeit, an einem Tag im Jahr, stiller als an anderen Tagen, ob christlich oder nicht, ist aber zumutbar“, betont Bahr. Feiertage seien nach wie vor „die kulturelle Grammatik dieser Gesellschaft“, auch wenn nur noch weniger als die Hälfte der Menschen Kirchenmitglieder seien.
Alle Jahre wieder regt sich mit Blick auf den Karfreitag der Widerstand gegen das Tanzverbot an den sogenannten stillen Feiertagen. Das Verbot betrifft auch andere öffentliche Veranstaltungen wie Sportveranstaltungen, da auch diese laut Feiertagsrecht „über den Schank- und Speisebetrieb hinausgehen“. Zuständig für die Regelungen sind die Bundesländer.