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“The Whale” – Oscar-gekröntes Drama als TV-Premiere

Mitreißendes Drama um einen extrem schwergewichtigen Mann, der sich kurz vor seinem Tod mit seiner Tochter und deren Mutter aussöhnen will. Brendan Fraser erhielt dafür zurecht den Oscar als bester Hauptdarsteller.

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Charlie (Brendan Fraser), der in Online-Collegekursen als Lehrer arbeitet, hat sich seit dem Selbstmord seines Partners von der Welt zurückgezogen, ist extrem fettleibig und auf dem besten Wege, sich zu Tode zu essen. Doch die Bande zu anderen Menschen sind noch nicht ganz zerrissen: Krankenschwester Liz (Hong Chau) kümmert sich um ihn, der junge Thomas (Ty Simpkins), der für eine Freikirche an der Haustür missioniert, setzt sich in den Kopf, ihn retten zu müssen, und er selbst sucht den Kontakt zu seiner ihm entfremdeten Teenager-Tochter Ellie (Sadie Sink), nachdem er einst sie und ihre Mutter verließ, um zu seiner Homosexualität zu stehen.

In der kammerspielartigen Theaterverfilmung erzählte Darren Aronofsky 2022 ähnlich wie in “The Wrestler” von einer tief gefallenen Männerfigur auf der Suche nach Wiedergutmachung. Dabei kämpft der Film mit dem im Skript angelegten Problem, die Körperlichkeit seiner Figur grotesk-voyeuristisch auszustellen, was vor allem durch die äußere Verwandlung des Hauptdarstellers und seine glaubwürdige Darstellung aber aufgefangen wird.

Trotz einer Tendenz zum Pathos ein Film, der intensiv von der ambivalenten Kraft zwischenmenschlicher Beziehungen sowie des Glaubens erzählt, die gleichermaßen zutiefst verletzen, wie Halt und Hoffnung geben können.

Der Film war auch “Kinotipp der katholischen Filmkritik” und gewann 2023 die Oscars für den Besten Hauptdarsteller und für Bestes Make-up und Frisuren.

Die Qualität von “The Whale” steht zweifellos im Schatten von Brendan Fraser, der dem Film von Darren Aronofsky von 2022 seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückt – wegen seines Comebacks, seines Imagewechsels, wegen seiner körperlichen Verwandlung und wegen des “Oscars”, den er dafür als Bester Hauptdarsteller erhielt.

Brendan Fraser hatte in den zehn Jahren zuvor kaum von sich reden gemacht, war zeitweilig ganz von der Leinwand verschwunden. Zuvor war er als naiver Schönling in “Eve und der letzte Gentleman” (1999) oder als entschlossener Actionheld in “Die Mumie” (1999) bekannt geworden. Wegen all dem begrüßten Filmkritiker schon im Vorfeld des Venedig-Festivals 2022 sein Comeback.

Damit aber nicht genug: Der Sonnyboy von einst spielt einen hässlichen, mitunter unausstehlichen Menschen von 300 Kilo, einen Mann so schwer, dass er nur noch mühsam aus dem Sessel kommt, kaum stehen und nur noch mit einem Gestell gehen kann. Schon das Aufheben eines Gegenstands vom Fußboden ist für ihn eine anstrengende Herausforderung.

Auch das Make-up-Team, das Fraser in einen unförmigen Fatsuit gesteckt hat, erhielt einen “Oscar”. Die äußere Verwandlung geht einher mit Frasers glaubwürdiger und mitreißender Darstellung. Hier hat sich ein Mann aus Kummer völlig gehen lassen – ohne Rücksicht auf seine Gesundheit, seine Umwelt und sein soziales Leben. Die Willensschwäche, die Fraser hier verkörpert, ist das eigentlich Tragische an diesem Film: Ein Mann bestraft sich selbst, um eine große Schuld abzutragen.

Fraser spielt Charlie, einen Schreibdozenten, der seine Studenten von Zuhause aus via Zoom unterrichtet. Dabei schaltet er nie die Kamera ein, um sein eklatantes Übergewicht zu verbergen. Die Körperfülle ist auch an dem schweren Herzfehler schuld, an dem Charlie leidet. Als seine Krankenschwester Liz, die ihn täglich besucht, einen viel zu hohen, fast unmöglichen Blutdruck misst, will sie ihn zwingen, ins Krankenhaus zu gehen. Doch Charlie weigert sich.

Ohne medizinische Hilfe würde er innerhalb einer Woche sterben, teilt Liz (Hong Chau) ihm unverblümt mit. Das bringt den todkranken Mann auf die Idee, sich mit seiner Tochter Ellie zu versöhnen. Vor neun Jahren hat er sie und seine Frau Mary (Samantha Morton) verlassen, um mit seinem schwulen Lebensgefährten zusammenzuziehen, der sich später das Leben nahm. Seitdem hat er Ellie (Sadie Sink) nicht mehr gesehen; ein Versäumnis, das sie ihm nicht verzeihen kann.

Fünfter im Bunde ist Thomas, ein Evangelist, der von Tür zu Tür geht und nichtsahnend in Charlies Wohnung gerät, in der Hoffnung, seine Seele zu retten.

Ein Mann versucht kurz vor seinem Tode, mit sich und seinen Angehörigen ins Reine zu kommen. So lässt sich die Essenz des Films, der auf dem gleichnamigen Theaterstück von Samuel D. Hunter basiert, auf den Punkt bringen. Am ehestens ist “The Whale” mit Aronofskys “The Wrestler” vergleichbar, in dem Mickey Rourke die Entfremdung zu seiner heranwachsenden Tochter überwinden wollte und sich gleichzeitig einer körperlichen Herausforderung stellte.

Beide Filme beweisen Aronofskys Vorliebe für extreme Charaktere. Charlie ist ein Monster, nicht nur äußerlich, sondern auch im Umgang mit sich selbst und anderen. Wenn er mehrere Pizzen übereinanderlegt und gierig in sich hineinstopft, ist dies ein wahrer Moment des Horrors, der sich nur schwer ertragen lässt. Wenn seine Tochter ihn zwingt, ohne Hilfe aufzustehen und auf sie zuzugehen, ist dies mit einer tiefen Rührung verbunden, weil die Szenen einen bedauernswerten Mann in all seiner Hässlichkeit zeigen. Charlie weiß, dass er eine Erlösung sucht. Doch das ändert nichts an seinem Egoismus.

Es ist ein schillernder Charakter, der den Film allein getragen hätte. Doch das Drehbuch von Samuel D. Hunter führt mit dem rebellischen Teenager, dem Selbstmord des Partners, einem religiösen Fanatiker und schwuler Pornografie zu viele Nebenschauplätze ein, die den Zusammenhalt der Handlung schwächen. Sichtliche Kontur gewinnt dabei vor allem Hong Chau als Krankenschwester, die Charlie mit nervös-wachen Augen geradezu verfolgt. “The Whale” spielt binnen einer Woche ausschließlich in Charlies kleinem, schäbigen Haus. Die Klaustrophobie teilt sich unmittelbar mit. Kleine Fluchten in die Außenwelt erlauben nur die Zoom-Sitzungen. Charlie lehrt seine Studenten Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit – Werte, denen er sich selbst verweigert.