Taufe – das ist mehr als etwas Wasser auf dem Kopf. Taufe als Fest im Park, am Fluss oder sogar im Schwimmbad – viele Gemeinden sind kreativ, um den Weg in die Kirche möglichst einladend zu gestalten, und feiern gemeinsame Tauffeste. Für die Gemeinden ist das nicht wenig Arbeit – „aber es lohnt sich“, sagt Pastor Valentin Winnen aus Burgdorf.
Dort findet am 26. Mai zum zweiten Mal ein buntes Tauffest statt: Die Kirchengemeinden in der Region Burgdorf laden von 14 bis 16 Uhr in den Burgdorfer Stadtpark ein, mit der Möglichkeit der Taufe an oder in der Aue. „21 Taufen hatten wir vor einem Jahr, und aufgrund der Resonanz machen wir das wieder“, sagt Winnen.
Eine Anmeldung kann ein Hindernis sein
Das Besondere: Es gibt zwar einen kurzen, gemeinsamen Auftakt, danach aber kein festes Programm. Das Fest wird bewusst als „open space“ und nicht als starrer Gottesdienst gestaltet. „Die Taufgesellschaften können bei einem kleinen Fest zusammensitzen und verschiedene Stationen wahrnehmen“, sagt Winnen. So gibt es viel Musik, eine Gebets- oder Ballonstation, bei der jeder
Wünsche in den Himmel schicken kann, eine Segensstation und natürlich die Taufmöglichkeit, entweder an einem klassischen Taufbecken oder in der Aue, mit individualisierter Predigt. Das spreche eine andere Klientel an als der übliche Taufgottesdienst.
Die Täuflinge können vorher angemeldet werden – zehn Anmeldungen hat Winnen bereits –, aber auch Spontantaufen nach einem kurzen Gespräch sind möglich. „Wir wollen das möglichst unkompliziert anbieten“, so der Pastor. Unüberlegt entscheide sich niemand für die Taufe, aber eine Anmeldung könne doch hinderlich sein. Und: „Wir zeigen bei dieser Gelegenheit, was Kirche ist, und werden als fröhlich, lebendig wahrgenommen.“
Neue Angebote für neue Gläubige
Auch andere Gemeinden versuchen, Menschen mit Tauffesten und an besonderen Orten anzusprechen. Richard Gnügge kann das nur bestätigen. Der Pastor ist in der Landeskirche Hannovers für die Taufkampagne „Gottesgeschenk“ zuständig. 2022 hat mehr als ein Viertel aller Kirchengemeinden der Landeskirche Tauffeste angeboten.
„Gerade das Tauffest lädt Menschen ein, sich zur Taufe zu entschließen, die aus familiären oder finanziellen Gründen eine eigene Tauffeier scheuen oder sich einen Taufgottesdienst in der Kirche schlecht vorstellen können“, sagt er. „Die Kirche folgt damit der Vielfältigkeit der Lebensentwürfe von Menschen und Familien.“
Während der Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen für Feiern waren die Taufzahlen deutlich gesunken – die Landeskirche hatte daher für 2022 die Kampagne „Gottesgeschenk Taufe“ initiiert und aufgrund der Nachfrage bis 31. August 2023 verlängert. So wurden vor der Pandemie in der Landeskirche durchschnittlich 20.000 Taufen pro Jahr gefeiert. 2020 waren es dagegen nur etwa 10.000 und 2021 rund 15.000. 2022, im Jahr der Gottesgeschenk-Kampagne, stieg die Zahl auf mehr als 20.500 Taufen – vermutlich wurden hier auch Taufen nachgeholt. Für 2023 hat Gnügge noch keine Daten – wird sich der Aufwärtstrend fortsetzen?