Von Renate Haller (epd)
„Komm vorbei!“ So einfach kann eine Einladung zur Taufe sein. Sie richtet sich an Groß und Klein, Jung und Alt. Und sie ist ernst gemeint: Am Samstag, 17. September, ist die Neue Johanneskirche in Hanau für vier Stunden zur Taufe geöffnet. Wer kommt und möchte, dem wird die Taufe gespendet. Auch ohne Anmeldung.
Die Einladung „Komm vorbei“, sei nicht beliebig gemeint, sagt Pfarrerin Margit Zahn von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, sondern im Sinne von „komm ruhig, wir sind da“. Hintergrund für die Taufaktion unter dem Titel „Für Dich. Segen spüren. Taufe erleben.“ sei die Erfahrung, dass die Taufe für ein Kind auch bei evangelischen Eltern nicht mehr selbstverständlich sei. Viele warteten ab, wie sich das Kind entwickele und ob es selbst eines Tages den Wunsch nach der Taufe äußere. Dazu komme, dass die Kirche – beschleunigt durch die Corona-Pandemie – stärker auf die Menschen zugehe.
Zahn hat im hessischen Kirchenkreis Hanau eine halbe Projektstelle mit dem Titel „Leben feiern“. Sie hat die Aktion gemeinsam mit Gemeindepfarrerin Katharina Scholl entwickelt. „Menschen haben nach wie vor das Bedürfnis, einen Moment innezuhalten und einen Segen zu spüren“, erläutert Zahn. Es gehe um Segen etwa für eine Partnerschaft, zum Beginn oder zum Ende eines Lebens. Allerdings werde er nicht mehr selbstverständlich in Anspruch genommen.
Aus diesem Wissen und der Erfahrung heraus, dass Menschen einen einfachen Weg zur Taufe suchen, „ohne es sich dabei einfach zu machen“, sei die Idee für die Taufaktion entstanden: „Kommt doch zur Taufe, spürt den Segen.“ Vorbild seien skandinavische Länder, wo es solche Aktionen seit einigen Jahren gebe.
Alle sind willkommen: Eltern mit kleinen Kindern ebenso wie 15- oder 80-Jährige. Kollegen und Kolleginnen hätten von Menschen erzählt, die nach einer Krankheit oder nach Veränderungen in ihrem Leben den Wunsch nach einer Taufe geäußert hätten. „Sie wollten die Taufe für das, was jetzt für sie kommt“, sagt Zahn und fügt hinzu, dass die Kirchen selbst zu dem falschen Eindruck beigetragen hätten, dass nur die Taufe kleiner Kinder gut und richtig sei.
Für die Taufen am 17. September stehen Zahn, die Pfarrerinnen Katharina Scholl und Miriam Weber sowie Pfarrer Horst Rühl und ein Team bereit. Bei Bedarf können weitere Theologen hinzukommen. Die Aktion wird vier Stunden dauern und bietet die Möglichkeit zu ganz individuellen Taufen. Die Seelsorgenden sprechen mit den Täuflingen und bieten ihnen auch verschiedene Elemente an. Sie können ihre Taufe und die Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche im Kirchenschiff erleben oder in einem kleinen Raum. Sie können sich einen Taufspruch auswählen und auch die Musik. Eine Sängerin, ein Pianist und ein Gitarrist stehen bereit.