Die acht beinahe lebensgroßen Figuren im Seitenschiff der Michaeliskirche in Hildesheim werden leicht übersehen. „Die meisten Besucher lassen sich zuerst von den rot-weißen Arkaden in den Bann ziehen und streben gleich zum Altar“, sagt Kirchenführerin Charlotte Bartsch. Am Tag des offenen Denkmals soll es anders sein. Bartsch, die am 8. September zwei Führungen durch die Kirche anbietet, will die Blicke auf die ersten 200 Jahre der mehr als 1000-jährigen Geschichte von St. Michaelis lenken, und dabei auch die vermeintlich unscheinbareren Gegenstände und ihre Geschichten in den Blick nehmen. „Die Seligpreisungen erzählen uns, wie die Menschen damals glaubten“, so Bartsch.
Es sind Erläuterungen wie diese, auf die Bartsch unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ in ihren beiden kostenlosen einstündigen Führungen um zwölf und um 14 Uhr geben will. „Ich möchte den Zeitgeist jener Zeit zum Sprechen bringen“, so die ehemalige Lehrerin, die seit 20 Jahren Stadt- und Kirchenführungen in Hildesheim anbietet. „Die Seligpreisungen haben die Menschen getröstet, wenn sie in Not waren. Diese Geborgenheit zu spüren, täte uns heute auch gut.“
„Die Pracht sollte auf Christus verweisen“
Auch auf die Botschaften anderer Ausstattungsgegenstände der einst eher schlichten romanischen Kirche, die der heilig gesprochene Bischof Bernward von Hildesheim Anfang des 11. Jahrhunderts bauen ließ, will Charlotte Bartsch eingehen. „Mit seiner zunehmenden Verehrung wurde die Michaeliskirche immer schmuckvoller ausgestaltet“, erzählt Bartsch. Höhepunkte seien die Krypta, der Hochchor und die monumental bemalte Kastendecke aus dem Jahr 1225. „Die Pracht, die schon den damaligen Besuchern vor Augen geführt wurde, sollte auf Christus verweisen. Und heute sind wir hingerissen, welche Opfer die Menschen damals brachten.
Am Ende einer Führung durch St. Michaelis sei vielen Besuchern anzumerken, wie beglückt sie seien, betont Charlotte Bartsch. „So viel Schönheit hinterlässt tiefen Eindruck.“
Geschichten von Menschen, ihrem Glauben und ihrer Hingabe, werden auch viele andere Zeitzeugen erzählen, die am Tag des offenen Denkmals zugänglich sind. Darunter sind Windmühlen und Bauernhäuser, aber auch Gärten und selbst Tordurchgänge.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen unter: www.tag-des-offenen-denkmals.de