Text und Foto von Heinz-Joachim Lohmann
Donnerstag, den 24.07.
Die Entscheidung der amerikanischen Luftfahrtbehörde und der internationalen Luftfahrtgesellschaften, Tel Aviv vorerst nicht mehr anzufliegen, beschäftigt uns sehr. Ab Sonntag wollen wir über den See Genezareth nach Jerusalem reisen, um dort gemeinsam die letzten Tage zu verbringen. Der Krieg im Gazastreifen und der Raketenbeschuss auf Israel gehen weiter ohne Aussicht auf Waffenruhe. Die Situation im BustanNofMehutaf können wir mittlerweile einschätzen, aber wir wissen nicht recht wie das sonst so ist im Land. Einige Teilnehmerinnen haben ihren Müttern noch nichts von der Reise nach Jerusalem am Ende erzählt. Täglich schreiben wir E-mails an die Eltern, in denen wir berichten, dass bei uns alles ruhig und harmonisch ist und mit welch großartiger Gruppe wir zusammenarbeiten. Obwohl meine Frau mit großer Solidarität das Projekt unterstützt, weiß ich, dass sie Angst hat um mich und die beiden Kinder, die mit hier sind.
Morgen Abend eröffnen wir den Regenbogen. Damit endet der Teil der gemeinsamen Arbeit. Das Erreichte übertrifft bei Weitem unsere Erwartungen. Seit zwei Wochen leben wir zusammen mit Menschen mit sehr verschiedenen ethnischen und weltanschaulichen Hintergründen, die es schaffen freundschaftlich miteinander zu verkehren und an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten, ohne ihre Differenzen zu verleugnen. Sie schaffen es sogar, gemeinsam „God“ zu singen, obwohl sie aufgrund ihrer Herkunft und persönlichen Situation sehr Unterschiedliches bis gar nichts damit verbinden.
Die gestrichenen Flüge geben im Team den Ausschlag zur Entscheidung, den Rundreiseteil nicht durchzuführen, sondern so schnell wie möglich nach Deutschland zurückzukehren mit einer israelischen Fluggesellschaft, bei der wir davon ausgehen, dass sie auf jeden Fall starten wird. Abe bringt es auf den Punkt, indem er konstatiert, dass es ein offenes Fenster („windowofoportunity“) gibt, innerhalb dessen wir nicht wissen, was passiert. Für ihn gelte deshalb: „Safetyfirst!“.
In der Mittagspause diskutieren wir unsere Entscheidung in den unterschiedlichen Ländergruppen. Südafrikaner, Polen und Deutsche haben teils Verständnis, teils antwortet die Entscheidung auf eigene Befürchtungen, teils sind sie froh, dass wir uns um ihre Sicherheit Gedanken machen. Insgesamt sind sie natürlich traurig, dass die schöne gemeinsame Zeit nun vorzeitig zu Ende geht. In der Stimmung der jüdisch-arabischen Gruppe verbindet sich Trauer mit Entsetzen. Sie schlagen vor, im Norden zu bleiben. Eine Alternative für den Heimflug könnte es sein, von Haifa nach Zypern zu fliegen oder nach Amman in Jordanien zu fahren. Schließlich akzeptieren sie unsere Beweggründe und die Entscheidung.
Die Gruppe zeigt ihre menschliche Größe indem sie die Arbeit danach weitergehen lässt als wäre nichts gewesen. Am Ende des Tages wird mit der üblichen Zeremonie der purpurne Topbalken auf gelegt. Das kennzeichnet den Abschluss der Konstruktion des Regenbogens. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer umrunden den Spielpatz und singen dabei: „Siyahamba – We are walking in the light of God – Wir gehen in dem Licht des Herrn“. Zum Abschluss wird der Balken nach oben gestemmt und von Klaus befestigt.