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Tafeln fordern Mitsprache in der Flüchtlingspolitik

AUGSBURG – Die Deutschen Tafeln fordern eine bessere Einbeziehung von Wohlfahrtsverbänden und Hilfsorganisationen bei Fragen der Flüchtlingsversorgung. Runde Tische auf kommunaler Ebene, in der sich Politik und Flüchtlingsorganisationen koordinieren und über praktische Aspekte der Hilfe austauschen könnten, wären ein erster Schritt zur Verbesserung der Situation, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel, Jochen Brühl, zum Auftakt des Bundestafeltreffens im Juni in Augsburg.
Zugleich betonte er, dass die Zahl hilfsbedürftiger Flüchtlinge deutlich schneller steige als die Menge der Lebensmittelspenden. Derzeit nutzten etwa 100 000 Flüchtlinge die Leistungen der Tafeln in Deutschland. Von der Politik forderte Brühl neben einer besseren Vernetzung auch mehr finanzielle Unterstützung.
Kurz vor dem Treffen hatte Brühl bei einer Pressekonferenz in Berlin der Politik vorgeworfen, nichts gegen die wachsende Armut in Deutschland zu tun. „Die immer eklatanter zutage tretenden sozialen Unterschiede in unserem Land sind alarmierend“, sagte er. Die Armutsquote im Land steige seit 2006 kontinuierlich. Brühl bekräftigte seine Forderungen nach „gerechteren Steuersätzen, armutsfesten Renten, Erhöhung der Hartz-IV-Sätze sowie nach ausreichender und kostenloser Kinderbetreuung“. „Die Tafeln zeigen, dass der Sozialstaat nicht mehr funktioniert“, sagte der Tafel-Vorsitzende. Er forderte von der Bundesregierung eine „Politik mit Weitblick“, die alle in der Flüchtlingshilfe tätigen Akteure zusammenbringe und die Hilfeleistung koordiniere.
Laut Brühl wird der Anteil der Flüchtlinge unter den Nutzern der Tafeln weiter steigen. Um ehrenamtlich Mitarbeitende auf zusätzliche Herausforderungen vorzubereiten, plane die Organisation Anfang 2016 die Eröffnung einer eigenen Bundesakademie. epd/KNA