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SZ-Edelfeder Hermann Unterstöger gestorben

Das “Streiflicht” der “Süddeutschen Zeitung” ist tot. So wird es jedenfalls in München empfunden, wenn einer der Hauptautoren dieser berühmten Kolumne das Zeitliche segnet.

Hermann Unterstöger, einer der profiliertesten Autoren der “Süddeutschen Zeitung”, ist tot. Der Journalist starb nach Auskunft des Blattes am Freitagmorgen in seinem Heimatort Altötting im Alter von 81 Jahren. Der ehemalige SZ-Chefredakteur Kurt Kister würdigte Unterstöger in einem Nachruf als Autor von mehr als 3.000 Streiflichtern. Diese satirische Leitglosse auf der Titelseite zählt seit 1946 zum Markenkern des Mediums.

Der Verstorbene, der nie ein “Star” habe sein wollen, sei wie wenige für die SZ gestanden, befand Kister. “Er ist die SZ, wie Franz Beckenbauer mal der FC Bayern war oder die Schwarze Madonna Altötting ist.” Sein erstes Streiflicht habe Unterstöger am 17. Februar 1979 verfasst, das letzte aus seiner Feder sei am 28. Mai erschienen. Darin habe er sich mit den Kleidungsgewohnheiten von Adam und Eva sowie denen einer Vertreterin der Grünen Jugend beschäftigt.

Unterstöger stammte aus Kirchweidach bei Altötting und brach ein Studium der Altphilologie in München ab. Als Lokalredakteur arbeitete er zunächst bei der “Passauer Neuen Presse”, bis er zur SZ kam. Außerdem verfügte er über Berufserfahrung als Bierausfahrer, Fensterbauer, Schichtarbeiter in einer Landshuter Fabrik sowie Anwärter für den öffentlichen Dienst in einem Landratsamt. Ein “Irgendwas-mit-Medien-Mensch” sei er nie gewesen, heißt es in dem Nachruf.

Bei der “Süddeutschen Zeitung” brachte er es nach Angaben seines früheren Chefs und Kollegen “zum Großreporter in bayerischen Dingen, zum kenntnisreichen Beobachter der katholischen Kirche und der abnehmenden Volksfrömmigkeit, zum gelegentlichen, ironischen Begleiter seines päpstlichen Landsmannes” Benedikt XVI. Vor allem aber habe er sich in einer wöchentlichen Kolumne als “Sprachpapst” hervorgetan.