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Symposium soll NS-Verstrickung von Komponist Paul Lincke aufarbeiten

Ein öffentliches Symposium in Goslar soll mehr Klarheit über mögliche Verstrickungen des Operettenkomponisten Paul Lincke (1866 – 1946) in den Nationalsozialismus und die zukünftige Vergabe des nach ihm benannten Paul-Lincke-Rings bringen. Mitveranstalter der Konferenz am 25. September sind die Historische Kommission Niedersachsen und Bremen sowie die Abteilung Musikwissenschaft des Institutes für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Universität Mainz, wie die Stadt Goslar am Mittwoch mitteilte.

Nach ihren Angaben sollen die Jahre 1933 bis 1945 sowie die Nachkriegszeit mit der Prüfung und Einordnung der Belastung oder auch Entlastung Linckes ein Schwerpunkt des Symposiums sein. In einem weiteren Punkt werde dessen künstlerisches Wirken bewertet. Auch die Vergabepraxis des Preises inklusive der betreffenden Preisträger solle betrachtet werden. Schließlich gehe es „um den Umgang mit der Erinnerungskultur im Wandel der Zeit und Beispiele aus der Praxis“.

Mit Blick auf eine Klärung von Linckes Vergangeheit hatte die Stadt Goslar bereits im Januar die Verleihung des Paul-Lincke-Rings zunächst für dieses Jahr ausgesetzt. Zugleich gab die Kommune eine Fachexpertise in Auftrag, die Linckes Haltung in der NS-Zeit betrachten soll.

Lincke gilt als Vater der „Berliner Operette“ und wurde bekannt durch das Lied „Das ist die Berliner Luft“. Er war seit 1933 Mitglied und im Vorstand der von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels gegründeten „Kameradschaft der Deutschen Künstler“. Noch im selben Jahr komponierte er den Marsch „Unsere braunen Jungens“, der zum Repertoire der SS-Leibstandarte Adolf Hitler gehörte. Bisherigen Forschungen zufolge war Lincke allerdings nie Mitglied der NSDAP.

Da nach 1945 der US-amerikanischen und der britischen Besatzungsmacht Linckes Verbindungen zum NS-Staat bekannt waren, belegten sie ihn mit Auftrittsverboten, die bis zu seinem Tod nicht aufgehoben wurden. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Goslarer Ortsteil Hahnenklee. Zur Erinnerung an den Komponisten verleiht die Stadt Goslar seit 1955 den Paul-Lincke-Ring an Künstlerinnen und Künstler, die sich um die deutsche Unterhaltungsmusik und neue musikalische Bühnenwerke verdient gemacht haben.