„Man kann in jedem Zustand zu uns kommen“, sagt Birthe Kruska Suchtberaterin der Drogenhilfe Kiel am Mittwoch. Direkt in Kiel-Gaarden und am Sophienblatt sind ihre Beratungsstellen, in denen manchmal auch nur sterile Konsumutensilien ausgegeben werden: Crack-Pfeifen zum Beispiel oder Spritzen. „Das tun wir nicht, weil wir zum Konsum ermutigen wollen, sondern, um gesundheitliche Risiken zu reduzieren – etwa durch verdreckte Spritzen.“
Die Nachfrage an die Beratungsstellen steigt, die Problemlagen werden komplexer, das Geld jedoch immer weniger. Das hat die Diakonie Schleswig-Holstein anlässlich des bundesweiten Aktionstag Suchtberatung am 13. November deutlich gemacht. Das Problem der Beratungsstellen: Die Finanzierung vom Land Schleswig-Holstein und den Kommunen ist seit 2022 gleichgeblieben, trotz steigender Kosten beim Personal durch Tarifanpassungen sowie Miet- und Betriebsanpassungen.
„Crack, Alkohol, Glücks- und Computerspiele, Social Media – für immer mehr Menschen in Schleswig-Holstein sind das die Auslöser von Suchterkrankungen“, teilte die Diakonie mit. Schätzungsweise 10 Millionen Menschen in Deutschland seien abhängig – jede achte Person.
„Manche Suchtkranke nehmen alles, was sie kriegen können“, sagte Diakonie-Chef und Landespastor Heiko Naß. Er meint damit den polytoxen Konsum, also die wahllose und kombinierte Einnahme unterschiedlicher Substanzen, unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „In der Folge werden neben der erhöhten Nachfrage die Suchtberatungen immer komplexer und zeitaufwendiger“, heißt es von der Diakonie.
Die Suchthilfen reagieren, indem sie ihr Angebot weiter einschränken, berichtet Silke Willer, Referentin für Suchtberatung des Diakonischen Werkes Schleswig-Holstein. „Manche warten jetzt länger auf ein Beratungsgespräch. Außerdem gibt es Personengruppen, die unversorgt bleiben.“ Ältere Menschen etwa, die in Einrichtungen leben und dort aufgesucht werden müssen.
Die Diakonie Schleswig-Holstein ist Trägerin von 20 Suchtberatungsstellen im nördlichsten Bundesland.