Wir sind in Deutschland im Jahr 1974 – in der Provinz, genauer gesagt: in Lippfeld im Ruhrgebiet. Hier lebt Ben in einem Bungalow in einer Neubausiedlung. Während alle Abba hören, schwört er auf Jimi Hendrix. Seine Clique trifft sich an der Bank am Schwanenteich, man trinkt, man labert, die eine küsst auch.
Ben jedoch küsst lieber Susanna, auf der Bank an ihrer Kastanie. Aber bis dahin dauert es eine Weile, denn Ben ist schüchterner als die Helden in seinem Kopf, und seine Worte sind karger als die Sätze, die er lieber seinem Tagebuch anvertraut.
Bens Eltern haben sich hochgearbeitet – und das lassen sie ihre Söhne, Bens Bruder studiert bereits, auch spüren. Stolz sind sie auf deren Bildung, peinlich ist Ben das Auftreten seines Vaters beim Elternsprechtag.
Hendrix und Beethoven
Andreas Heidtmann erzählt vom komplizierten Aufwachsen zwischen Revolte und Sehnsucht, zwischen Coolness und Sensibilität. Denn Ben hört nicht nur Jimi Hendrix, sondern auch Beethoven. Er spielt auf einem uralten Klavier, das seine Familie geschenkt bekam. An einem gut gestimmten Flügel sitzt er zum ersten Mal zur Aufnahmeprüfung am Konservatorium.
Schön ist Heidtmanns Sprache, sensibel seine Erzählweise. Der Gefahr, ins Plakativ-Unterhaltsame abzugleiten, widersteht er. Viele Formulierungen machen das Buch zu einem Lesegenuss, etwa diese:„Wenn mein Vater erzählte (…) ging er gern auf und ab. Die Bewegung produzierte Sätze. Regte die Erinnerung an. Wirkte wie ein Gedächtnismotor.“
Andreas Heidtmann:
Wie wir uns lange Zeit nicht küssten, als ABBA berühmt wurde.
Steidl Verlag 2020
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