Der Abschlussbericht der über mehrere Jahre erstellten Studie über Alltag und Einstellungen in der Polizei zeigt Ressentiments deutscher Polizistinnen und Polizisten gegenüber Flüchtlingen. Abwertungstendenzen gegenüber Asylsuchenden und Wohnungslosen seien in der Polizei stärker verbreitet als im Durchschnitt der Bevölkerung, teilte das Bundesinnenministerium als Auftraggeber der Studie zur Veröffentlichung des Berichts am Donnerstag mit. Die Studie der Deutschen Hochschule der Polizei zeigt dabei eine deutliche Steigerung abwertender Einstellungen innerhalb der vergangenen Jahre.
In zwei Erhebungswellen um die Jahreswechsel 2021/2022 und 2023/2024 haben den Angaben zufolge jeweils mehr als 40.000 Befragte aus Landes- und Bundespolizeien einen Online-Fragebogen beantwortet. Während in der ersten Erhebungswelle ein Fünftel (20 Prozent) der Aussage „voll und ganz“ oder „eher“ zustimmte, Asylbewerber kämen nur, „um das Sozialsystem auszunutzen“, war es zwei Jahre später fast ein Drittel (31 Prozent). 34 Prozent stimmten in der zweiten Fragewelle der Aussage „überhaupt“ oder „eher“ nicht zu, 36 Prozent entschieden sich für die Antwortmöglichkeit „teils/teils“.
Der Aussage „Es leben zu viele Ausländer in Deutschland“ stimmten zu Jahresbeginn 27 Prozent „eher“ oder „voll und ganz“ zu, zwei Jahre zuvor waren es 14 Prozent. Auch die Aussage „Wer schon immer hier lebt, sollte mehr Rechte haben als die, die später zugezogen sind“ stieß bei der zweiten Befragung auf höhere Zustimmung (16 Prozent) als bei der vor wenigen Jahren (11 Prozent). Weniger vorurteilsbehaftet als der Schnitt der Bevölkerung sind Polizisten und Polizistinnen den Angaben zufolge gegenüber Frauen und Muslimen.
Wie das Innenministerium mitteilte, soll es 2026 eine dritte Befragungswelle geben. Die Studie beschäftigt sich unter anderem auch mit Alltag und Motivation der Polizistinnen und Polizisten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, die Studie biete differenzierte Erkenntnisse zu Einstellungen und Alltagserfahrungen in der Polizei. Sie wolle der Entstehung und Verfestigung von Vorurteilen und Diskriminierungen „konsequent entgegentreten“.